Was zur Hölle…
Russland rekrutiert (ahnungslose) Geflüchtete an finnischer Grenze – für den Kampf in der Ukraine
Laut Zeugenaussagen sind russische Behörden dazu übergegangen, Geflüchtete, die es nicht bis nach Finnland schaffen, in Grenznähe zu rekrutieren bzw. einzukassieren – als Soldaten für den Ukraine-Krieg.
Hört sich perfide an? Es geht noch weiter. In dem Bericht wird beschrieben, wie Migranten unter Druck unwissentlich russischsprachige Verträge mit Bedingungen unterzeichnet haben sollen, die sie schlichtweg nicht verstanden.
In den Verträgen soll festgelegt sein, dass die Unterzeichner ein Jahr lang für Russland „arbeiten“ müssen und danach das Recht haben, im Land zu bleiben. In der Praxis bestehe diese Arbeit dann darin, an der Front in der Ukraine zu kämpfen. Was zur Hölle geht ab?
Aufgedeckt hat das Ganze die BBC. Der britische Sender interviewte einen Somalier, der schilderte, einen solchen Vertrag unterzeichnet zu haben, nachdem russische Beamte ihn mit abgelaufenem Kurzvisum in Karelien nahe der finnischen Grenze aufgegriffen und eingesperrt hatten.
Immer nach dem Muster: Kurzvisum abgelaufen – eingesperrt – unter Druck gesetzt
Er gab zudem an, dass sich in seiner Gruppe fünf weitere Somalier, fünf Araber und ein Kubaner befanden. Laut Yle.fi schildern auch Menschenrechtsaktivisten, solche Berichte erhalten zu haben. Immer nach dem Muster: Kurzvisum abgelaufen – eingesperrt – unter Druck gesetzt.
Der interviewte Somalier erinnerte sich an den Fall eines Irakers, der nach Ablauf seines Visums von Russland festgehalten wurde. Angeblich wurde er vor die Wahl gestellt, als Söldner für Russland zu arbeiten oder in den Irak zurückgeschickt zu werden – wo ihm dann die Todesstrafe gedroht hätte.
Weiter heißt es, dass diejenigen, die das Abkommen unterzeichneten, später in ein Militärlager nahe der ukrainischen Grenze gebracht worden seien. „Allerdings wurde uns nichts über die Ukraine und den Krieg erzählt. Es war alles eine Lüge“, so der Somalier im Interview.
Die Ukraine hat bereits Söldner aus u.a. Nepal, Sambia, Irak und Somalia identifiziert
Stattdessen habe man ihm und anderen in Aussicht gestellt, eine gute Ausbildung zu erhalten, ein gutes Gehalt und umfassende medizinische Versorgung. Er selbst sei am 27. November in dem Lager angekommen und habe sich geweigert, den unterzeichneten Vertrag einzuhalten.
In der Folge soll es von russischer Seite die Androhung einer zehnjährigen Haftstrafe gegeben haben – flankiert durch fürchterliches Essen. Später dann lenkten die Behörden in seinem Fall ein, wogegen das Schicksal mehrerer Migranten aus seinem Umfeld nach wie vor unklar ist.
Dass für viele Migranten der Irrweg direkt an die Front geführt haben dürfte, zeigen Berichte der ukrainischen Behörden, auf die sich die BBC bezieht. Hier heißt es, man habe bereits Söldner aus unter anderem Nepal, Sambia, Irak, Tadschikistan und Somalia identifiziert.
Hintergrund: Nicht bekannt ist, wie genau der Kontakt zwischen der BBC und dem Somalier zustande kam. Es heißt, er sei nun wieder in russischer Abschiebehaft und warte auf einen gerichtlichen Bescheid. Schwer vorstellbar, wie die Geschichte gut ausgehen könnte.