Von der Größe eines Schiffscontainers
Pilotprojekt: Finnisches Start-up „Steady Energy“ will kleines modulares Kernkraftwerk bauen
Das finnische Technologie-Start-up Steady Energy will im nächsten Jahr mit dem Bau seiner ersten kleinen modularen Kernkraft-Pilotanlage (SMR) in Finnland beginnen.
Zu den möglichen Standorten gehören die finnische Hauptstadt Helsinki und zwei weitere Städte. Der Vorstandsvorsitzende Tommi Nyman betont die zentrale Rolle des Projekts für die Erreichung der finnischen Ziele der Klimaneutralität. Der Bau des Pilotprojektes wird im nächsten Jahr beginnen.
Es wäre die erste kleine modulare Kernkraftanlage (SMR) in Finnland, und eine der wenigen weltweit. – Die überwiegende Mehrzahl von SMR (Small Modular Reactors) sind bislang nicht über den Status von Konzeptstudien hinausgekommen.
Die Pilotanlage wird als voll funktionsfähiges Modell des in Finnland konzipierten SMR-Blocks dienen. Im Gegensatz zum eigentlichen Kraftwerk wird in der Pilotanlage anstelle von Kernbrennstoff ein elektrisches Element zur Wärmeerzeugung innerhalb der Reaktorkapsel verwendet. Der Hauptzweck besteht darin, die Betriebsfunktionen zu testen und die erforderlichen Lieferketten mit verschiedenen Herstellern für den Bau der tatsächlichen Anlagen aufzubauen.
Steady Energy hat bereits Absichtserklärungen für die Lieferung von bis zu 15 Reaktoren mit dem lokalen Energieversorger Helen in Helsinki und Kuopio Energy in Ostfinnland unterzeichnet. Mit dem Bau der ersten betriebsbereiten Anlage könnte bereits 2028 begonnen werden, und der erste Block könnte bis 2030 in Betrieb gehen.
Ziel Klimaneutralität
„Finnland macht große Fortschritte auf dem Weg zu einer CO2-neutralen Zukunft. Unsere Emissionsziele wandeln sich von bloßen Plänen zu praktischen Maßnahmen. Diese Maßnahmen werden auch bald zu einer saubereren Luft in unseren Städten führen“, sagt Tommi Nyman, Geschäftsführer von Steady Energy.
Die Investitionen für das Pilotprojekt werden auf rund 15-20 Mio. Euro geschätzt.
Die abschließende Bewertung potenzieller Standorte ist im Gange, und eine Entscheidung wird bis Ende des Sommers erwartet. Im Anschluss daran wird mit der detaillierten Planung und Ausschreibung für den Bau begonnen. Nach der Testphase soll die Anlage für Schulungs- und Forschungszwecke genutzt werden.
Zu den derzeit vorgeschlagenen Standorten für die Pilotanlage gehören, laut einer Pressemitteilung, die Insel Salmisaari in der finnischen Hauptstadt Helsinki, Huuhanmäki im ostfinnischen Kuopio sowie die Kraftwerksstandorte Kymijärvi und Teivaanmäki in Lahti, Südfinnland.
Die Anlage von Steady Energy, die von der Größe her mit einem aufrecht stehenden Schiffscontainer vergleichbar ist, kann vollständig unterirdisch oder auf einem bestehenden Industriegelände errichtet werden.
Soll Verkehr entlasten und zur saubereren Luft führen
„… wir heizen unsere Städte immer noch mit fossilen Brennstoffen und Biomasse. Um eine große Stadt zu heizen, braucht man jeden Tag einen Holzstapel von der Größe eines Fußballfeldes. Wenn wir dies durch ein kleines, emissionsfreies Kernkraftwerk ersetzen, das unterirdisch installiert werden kann, entfallen die endlosen Schlangen von Tanklastwagen und die lokale Luftverschmutzung wird radikal reduziert“, so Nyman.
Im Februar 2024 hob die finnische Behörde für Strahlenschutz und nukleare Sicherheit (STUK) die entfernungsabhängigen Sicherheitszonen für neue Kernkraftwerke auf. Diese Änderung ermöglicht es, kleine modulare Reaktoren in der Nähe von Wohngebieten zu errichten.
Da Fernheizkraftwerke in der Nähe von Wohnvierteln liegen müssen, sind in den Stadtgebieten derzeit oft große Kohle-, Torf-, Gas- und Ölkraftwerke untergebracht. Wenn diese durch kleine Kernkraftwerke in Containergröße ersetzt werden, würde man Fläche für die Stadt gewinnen, argumentiert Tommi Nyman.
Weiterführende Information: Was sind SMR?