Vor allem Amerikanern geht es nicht nur um Jobsuche
Tausende bewerben sich, um 90 Tage lang Finne/in zu sein
„Wir stehen nicht unbedingt ganz oben auf den Auswanderungsziellisten, aber wir wissen, dass die Leute, die einmal hierher kommen, in der Regel auch bleiben“, sagt Johanna Huurre gegenüber dem Guardian.
Amerikaner, Kanadier und Briten gehören zu denjenigen, die von der Kampagne zur Anwerbung ausländischer Tech-Fachkräfte angelockt wurden – tausende von ihnen haben sich beworben.
Um genauer zu sein: Finnland hat innerhalb eines Monats mehr als 5.300 Bewerbungen für ein neuartiges Programm erhalten, das ausländischen Tech-Arbeitern und ihren Familien die Möglichkeit bietet, für 90 Tage in das nordische Land zu ziehen, um zu sehen, ob sie den kompletten Umzug vollziehen würden.
Johanna Huurre vom Helsinki Business Hub, der die Kampagne entwickelt hat, sagt: „Es gibt weltweit einen enormen Wettbewerb um Fachkräfte, also mussten wir kreativ denken.“
Huurre sagte, das „90-Tage-Finne/in“-Programm habe das meiste Interesse in den USA und Kanada geweckt, auf die etwa 30 % der Bewerber entfielen. Der Rest verteile sich gleichmäßig, mit mehr als 50 Briten und einem Bewerber von der südpazifischen Insel Vanuatu.
Die meisten hatten Familie und wollten zumindest anfangs für ihren derzeitigen Arbeitgeber aus der Ferne arbeiten, sagte Huurre. Mehr als 800 der Bewerber waren Unternehmer, die ein Startup gründen wollten, 60 waren Investoren und der Rest war auf Arbeitssuche.
Finnland hat eine blühende 6-Milliarden-Euro-Startup-Landschaft mit der weltweit höchsten Anzahl digitaler Startups pro Kopf. Auch multinationale Tech-Konzerne wie Google, Bayer und General Electric Healthcare haben in jüngster Zeit Campus im Land eröffnet.
Im Rahmen des 90-Tage-Finn/in-Programms – das inzwischen beendet ist – erhalten erfolgreiche Bewerber alle erforderlichen offiziellen Dokumente, eine geeignete Wohnung, eine Schule oder Kindertagesstätte für ihre Kinder, Möglichkeiten zum Arbeiten von Zuhause aus, Einführungen in Tech-Hubs und Netzwerke in und um Helsinki sowie Hilfe bei der Erlangung einer dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung.
„Es war eine großartige Kampagne, um Finnland zu präsentieren“, sagt Joonas Halla von Business Finland. „Was gut ist, ist der praktische Ansatz. Der Tech-Sektor hier floriert wirklich – nach einer Schätzung soll er bis 2021 50.000 neue Arbeitsplätze schaffen. Wir brauchen die Fachkräfte.“
Doch die Neuankömmlinge, insbesondere aus den USA, kommen nicht nur wegen der Jobs, heißt es im Guardian. Gesundheitsversorgung, großzügiger Elternurlaub, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Nähe zur Natur – und der Art und Weise, wie die Regierung mit der Coronakrise umgegangen ist, so Halla, sei ebenfalls ein guter Grund, nach Finnland zu ziehen.
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ap