Raus aus der „Veggie-Bubble“
Spannender Versuch in Finnland: Was bringt Restaurantbesucher dazu, vegetarisch zu bestellen?
Ein Forscherteam der Universität Helsinki und des Natural Resources Institute Finland (Luke) hat eine Versuchsreihe durchgeführt, um herauszufinden, wie sich Restaurantbesucher zum Bestellen vegetarischer Gerichte ermuntern lassen.
Versuchsfeld war die Restaurantkette Rosso, wo man im Wochenrhythmus verschiedene Methoden anwandte, um auf ein bestimmtes vegetarisches Gericht – nämlich Nudeln mit einer Sauce aus Erbsen und Bohnen – hinzuweisen.
„Wir waren besonders an der Wahl des Mittagessens interessiert, weil es ein guter Weg ist, die täglichen Mahlzeiten pflanzlicher zu gestalten“, teilte Hanna Konttinen, Dozentin für Sozialpsychologie an der Universität Helsinki, in einem Pressestatement mit.
Interessanterweise erwies sich keine der gewählten Methoden als besonders effektiv
Zum Ablauf: Während das vegetarische Gericht in der ersten Woche der Studie im Restaurant nicht besonders hervorgehoben wurde, ging man in der zweiten Woche dazu über, die Sichtbarkeit auf der Speisekarte durch farbliche Hervorhebungen deutlich zu verbessern.
In Woche 3 entschied man sich dann für die prominenteste Form des Marketings, indem das Gericht nicht nur auf der Speisekarte, sondern auch auf den digitalen Kanälen / in den Sozialen Medien des Restaurants klar hervorgehoben und beworben wurde.
Interessanterweise erwies sich keine der gewählten Methoden im Vergleich zu den anderen als besonders effektiv. „Wir konnten nicht wirklich feststellen, dass eine dieser Methoden einen signifikanten Einfluss auf die Bestellhäufigkeit der Gemüsenudeln hatte“, schildert Konttinen.
Dafür ergaben die Versuche etwas anderes: Es konnten drei Personengruppen identifiziert werden, die eher dazu neigten, die vegetarische Option zu wählen. Laut Konttinen handelte es sich dabei um „experimentierfreudige Kunden, Menschen mit höherem Bildungsniveau – und eben Vegetarier.“
“Mittagsentscheidungen werden schnell getroffen und sind von Gewohnheiten geprägt“
Die Forscherin betrachtet die Ergebnisse der Studie aus dem Blickwinkel ihres Ressorts, der Sozialpsychologie. Und hier war es ihrer Meinung nach wichtig, die Studie speziell zur Mittagszeit durchzuführen.
Der Grund: „Mittagsentscheidungen werden schnell getroffen und sind von Gewohnheiten geprägt“, betonte sie. Übrigens soll es laut Yle.fi ausnahmslos konstruktive Rückmeldungen von denjenigen gegeben haben, die an der Studie teilnahmen.
„Es war interessant festzustellen, dass alle Nudelgerichte sehr positiv bewertet wurden und die vegetarische Variante eine ähnliche Durchschnittsbewertung erhielt wie die nicht vegetarischen Angebote auf der Speisekarte“, fasst Konttinen zusammen.
Ziel des Pilotprojekts ist es herauszufinden, wie sich der verstärkte Anbau und die Verwendung von heimischen Hülsenfrüchten wie Bohnen, Linsen und Erbsen in der gesamten Nahrungskette besser fördern und begründen lassen – offenbar ganz ohne Verzicht auf guten Geschmack.
