„Wunderbarer Pragmatismus“
Finnland: Weltweit erstes Atommüll-Endlager bald fertig – Inbetriebnahme 2024 möglich
Nach rund zwei Jahrzehnten Aushubarbeit steht das Onkalo-Endlager für atomaren Müll tatsächlich kurz vor der Fertigstellung. Berichten zufolge dürfte die Genehmigung für die Endlagerung in dem gigantischen Komplex auf einer Halbinsel 100 Kilometer nördlich von Turku ab 2024 in Kraft treten.
Wenn es so weit ist, wird anfallender Atommüll nicht mehr auf dem Gelände des Kernkraftwerks Olkiluoto in Eurajoki zwischengelagert, sondern im quasi benachbarten Endlager über 450 Meter tief in den Untergrund verfrachtet.
Dort sollen die abgebrannten Brennstäbe dann für Jahrtausende sicher gelagert sein, wenn die Theorie siegt. Borstahlbehälter, Kupferkapseln und Bentonit-verschlossene Kavernen sind als Sicherung für den Müll vorgesehen, den weltweit niemand so recht unter seinen Füßen haben will.
Das zeigen endlos lange Debatten in Deutschland, dem Vereinigten Königreich und anderswo. Wie Yle.fi berichtet, konnten sich neben Finnland bis dato überhaupt erst Frankreich, die Schweiz und Schweden auf einen geeigneten Standort einigen. Atommüll ist nun mal mindestens so unsexy wie die Meiler, in denen er produziert wird.
Nach Ansicht von Gareth Law, Professor für Radiochemie an der Universität Helsinki, ist längst die Aufmerksamkeit der gesamten Fachwelt auf das Projekt gerichtet. Finnland habe in der Angelegenheit einen „wunderbaren Pragmatismus“ gezeigt, urteilt der Experte. AKW-Gegner werden kotzen.
Vorteil Finnland in der Standortfrage: die sehr dünne Besiedelung
„In vielen Ländern weckt die Frage nach dem Umgang mit Atommüll starke Emotionen“, so Law weiter, der in Finnland aber auch einen sehr entscheidenden Standortvorteil sieht: die sehr geringe Bevölkerungsdichte (EU-weit ist kein Land dünner besiedelt). Das scheint Ängste abzubauen.
Zur Historie: Der Onkalo-Standort wurde im Jahr 2000 ausgewählt und bereits kurz darauf vom Parlament genehmigt. 2004 begann dann der Aushub, der nun so kurz vor dem Ende steht. Bis zu 6.500 Tonnen können hier eingelagert werden, wenn der Komplex freigegeben ist.
Gibt es keine Bedenken? Aber sicher, die gibt es. So sehen Korrosionsforscher wie Peter Szakalos von der Königlichen Technischen Hochschule (KTH) in Schweden eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass die Kupferkapseln viel schneller undicht werden könnten. Womöglich innerhalb von 1.000 Jahren.
Dagegen sagen die finnischen und schwedischen Strahlenschutzbehörden, dass sie eine solche Korrosionsgefahr für nicht signifikant halten. Sieht also ganz so aus, als müssten zukünftige Generationen berichten, welche der beiden Seiten recht hatte.