Irrtümer sind keine Ausnahme
Fundort Finnland: Wie neue Technologien archäologische Karten neu schreiben
Wo einst bloß ein Punkt auf der Karte war, zeigt sich heute ein ganzes Kapitel der Geschichte: Die finnische Archäologin Johanna Roiha will mit ihrer Doktorarbeit Ordnung in ein weit verzweigtes und teils ungenaues System bringen – und nutzt dafür neue technische Werkzeuge.
„Viele der Daten sind lückenhaft oder ungenau“, sagt Roiha. Mal fehlt die exakte Lage, mal stimmt sie nicht. Ein Beispiel: Eine Pestgrabstätte aus den 1970er Jahren in Pornainen – im Register zwar gelistet, aber falsch verortet.
Erst durch aktuelle Nachforschungen wurde der wahre Standort gefunden. Pikantes Detail: Es handelt sich um den einzigen isolierte Pestfriedhof des Landes, archäologisch bestätigt und von hohem historischen Wert.
Irrtümer sind keine Ausnahme
Dass solche Irrtümer keine Ausnahme sind, zeigt Roihas Untersuchung. Sie analysiert die geografischen Informationssysteme der finnischen Archäologie und fragt, wie sich diese für Forschung und Denkmalschutz besser nutzen lassen.
Ihre Antwort: moderne Technologien wie Drohnen, Laserscans und Datenanalysen.
Bisher unbekannter Fundort in dichtem Gestrüpp verborgen
In Hartola, nordöstlich von Lahti, einem Ort mit eisenzeitlichen und mittelalterlichen Siedlungsspuren, wurden Grabhügel per Laserscan aus der Luft kartiert – unter dichtem Gestrüpp verborgen, für das menschliche Auge kaum zu erkennen.
Das Ergebnis: doppelt so viele Hügel wie bislang angenommen. Und noch mehr – bei den Feldarbeiten kam sogar ein bisher unbekannter Fundort zutage. Inzwischen gilt er als national bedeutend.
Doch Roiha denkt weiter. Sie will die Datenbasis nicht nur präzisieren, sondern auch zugänglich machen – für Wissenschaft, Behörden, aber auch für die Öffentlichkeit.
„Das archäologische Erbe gehört allen“, sagt sie. Landwirte, Forstbetriebe, Planer – sie alle profitieren von besseren Karten und Informationen.
Budgetkürzungen für die Geschichte des Landes
Das ist auch politisch aktuell. Die Reform des finnischen Denkmalschutzgesetzes steht noch aus, die Altertumsverwaltung kämpft mit Budgetkürzungen. Roihas Arbeit zeigt, wie man auch mit begrenzten Mitteln Fortschritte erzielen kann – etwa durch bessere Suchfunktionen im Register oder durch die systematischere Einbindung von Amateurarchäologen und Bürgerwissenschaftlern.
Viele lieferten längst wertvolle Daten – sie müssten nur richtig eingebunden werden, so Roiha.
Ihr geht es um Orte, um Zeiten – und um die Frage, wie man Geschichte sichtbar macht. Manchmal genügt ein Scan aus der Luft, um jahrhundertealtes Wissen wieder ans Licht zu holen.