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Politisches Vertrauen bleibt gering

Zwei Jahre nach dem NATO-Beitritt: Wie ist die Zustimmung der Finnen zum Bündnis heute?

Zwei Jahre nach dem NATO-Beitritt zeigt sich: Die Finnen haben ihr Verständnis von Sicherheit grundlegend angepasst. Laut einer aktuellen Umfrage bewerten 80 Prozent der Bevölkerung die Mitgliedschaft weiterhin als Sicherheitsgewinn – manche wegen, andere trotz wachsender geopolitischer Spannungen.

EU Außengrenze, Finnland / Russland
Das Elefant-im-Porzellanladen-artige Auftreten des amerikanischen Präsidenten Trump schmälert das Vertrauen der Finnen in die Nato. Im Bild: Nato-Ostgrenze zwischen Finnland und Russland. (Foto: Sisäministeriö)
Auffällig: In traditionell NATO-skeptischen Lagern wie bei den Grünen und der Linkspartei ist die Zustimmung spürbar gesunken. Ein Grund dafür ist das sinkende Vertrauen in die USA als verlässlichen Partner. Politische Polarisierung und isolationistische Töne aus Washington sorgen in Finnland für Skepsis. NATO wird zwar weiterhin als zentral für die Sicherheit gesehen – aber nicht als alleiniger Garant betrachtet.

Mehr Eigenständigkeit gefragt

Gleichzeitig wächst die Bereitschaft, in die eigene Verteidigung zu investieren – national und europäisch. 65 Prozent der Finnen unterstützen eine gemeinsame EU-Finanzierung für Verteidigungsprojekte, 51 Prozent wollen Verteidigungsausgaben von den EU-Haushaltsregeln ausnehmen.

Eine Mehrheit spricht sich dafür aus, das nationale Verteidigungsbudget auf 3 bis 3,5 Prozent des BIP anzuheben. Auch die Unterstützung für einen Ausstieg Finnlands aus dem Ottawa-Abkommen zum Verbot von Landminen ist gewachsen.

Die Akzeptanz für Atomwaffen auf finnischem Boden bleibt zwar gering, hat sich aber seit dem NATO-Beitritt verdoppelt. Der Transit von Atomwaffen durch Finnland findet inzwischen fast doppelt so viele Befürworter wie noch 2023.

Vom Friedensstifter zum Hardliner

Das Verständnis von Außenpolitik hat sich ebenfalls verschoben. Klassische Rollen wie Friedensstiftung oder Klimaengagement haben an Bedeutung verloren. Stattdessen dominiert der Wunsch nach „harter Sicherheit“ – also militärischer Absicherung und starker Eigenständigkeit innerhalb der EU.

Junge Altersgruppen setzen sich dabei weiterhin für einen breiteren Sicherheitsbegriff ein, der auch globale Partnerschaften und wirtschaftliche Zusammenarbeit einschließt.

Innerhalb dieser neuen sicherheitsorientierten Haltung bleibt die Unterstützung für internationales Recht und die Ukraine jedoch hoch. Die Umfragen deuten auf eine Balance zwischen Realismus und wertebasierter Außenpolitik hin – auch wenn nur 37 Prozent der Befragten den Begriff „werterbasierter Realismus“ kennen.

Politisches Vertrauen bleibt gering

Trotz einer grundsätzlich realistischen Haltung ist das Vertrauen in die politische Führung gering: Nur 27 Prozent glauben, dass die Regierung im mitte-rechts-rechtspopulistischen Kabinett Orpo kurzfristig gute Lösungen findet, und nur 21 Prozent trauen ihr eine langfristige Strategie zu. Das fordert eine klarere, transparentere Außen- und Sicherheitspolitik, so Projektleiterin Hanna Wass von der Universität Helsinki.

Die Ergebnisse stammen aus einer Umfrage des NATOpoll-Forschungsprojekts, durchgeführt im März 2024. Das Projekt wird von der Kone-Stiftung finanziert und vereint Forscher mehrerer finnischer Universitäten.

Unser QUIZ zum Thema FINNLAND

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