Regierungschef sieht Bedrohung durch Russland
Irland: Bald NATO-Mission zum Schutz „kritischer“ Unterseekabel von und nach Nordamerika?
Angesichts der Explosion der Nord-Stream-Gaspipelines im September letzten Jahres und mutmaßlich gehäufter Aktivitäten russischer Marine- und Forschungsschiffe vor der Südwestküste Irlands ist die Verwundbarkeit „kritischer“ Unterseekabel voll in den Fokus gerückt.
Gerade Irland spielt dabei eine Schlüsselrolle. Der Grund: Durch die Gewässer des Inselstaats führen etliche Datenkabel, die nicht nur Irland selbst, sondern auch Nordamerika aufs Empfindlichste mit Europa verbinden.
Aus diesem Grund hat der irische Premierminister (Taoiseach) Leo Varadkar das ohnehin ganz im Zeichen des Ukraine-Kriegs stehende EU-Gipfeltreffen diese Woche in Moldawien genutzt, um noch einmal mit Nachdruck auf die heikle Situation am Grund der See aufmerksam zu machen.
Die irische Regierung ziehe ernsthaft in Erwägung, eine Beteiligung an einer EU- oder NATO-geführten Mission zum Schutz der Unterseekabel anzustreben, teilte Varadkar im Vorfeld des Gipfels in einem Statement mit.
Varadkar: „Ich glaube nicht, dass wir diese Infrastruktur allein schützen können“
„Wir werden darüber nachdenken, denn wir sind ein Inselstaat, unsere Meere sind siebenmal größer als unsere Landfläche – und durch diese Meere verlaufen viele wirklich wichtige Infrastrukturen und Kommunikationskabel“, so Irlands Regierungschef.
Und weiter: „Ich glaube nicht, dass wir diese Infrastruktur allein schützen können. Deshalb ist es sinnvoll, dass wir mit unseren Nachbarn und Verbündeten zusammenarbeiten, sowohl in der Europäischen Union als auch im Rahmen der NATO.“
Es müsse schließlich alles getan werden, um die Kabel zu sichern. „Aber wir müssen auch die Einzelheiten einer Zusammenarbeit unter europäischer oder NATO-Führung kennen, bevor wir über unsere Beteiligung entscheiden können“, gab Varadkar laut RTE zu bedenken.
Klar sei für ihn, dass bei der Konzeption und Planung neuer Glasfaserdatenkabel sowie bei deren Austausch zukünftig viel mehr Sicherheit gelten müsse als zuletzt. „Egal, wie viel wir für unsere Verteidigungskräfte und unsere Marine ausgeben, allein ist das für Irland nicht möglich.“
Zugleich stellte Varadkar zentrale Fragestellungen in den Raum, die in der Tat nach schlüssigen Antworten verlangen. Vor allem diese: „Was ist konkret zu tun, wenn es Informationen über mögliche Attacken gibt? Wie würden wir handeln?“ Interessanter Punkt in diesen Zeiten.