Wie man in Irland Halloween feiert
Das traditionell irische Halloween – Oder: im Mutterland des Grusels
Vergesst den St. Patrick’s Day! Halloween ist das ursprüngliche irische Fest, das wesentlich älter und traditionsreicher ist als jede Festlichkeit der Christen.
Bei Halloween richtet sich der Blick zunächst gerne Richtung USA. Das mag auch zutreffen, soweit es die neueren Bräuche des (späteren) Allerheiligenfestes vom 31. Oktober auf den 1. November betrifft. – Pff, Allerheiligen, was für ein törichter Aberglaube!
Doch zurück zum Ursprung! Da haben nicht die Amerikaner, sondern die Iren den Hut auf. Ganz eindeutig.
Der wahren Geschichte zufolge – manche nennen sie eine Sage, aber was wissen sie schon – lassen sich die Anfänge von Halloween bis in eine Zeit vor über 2.000 Jahren zurückverfolgen (viel zu alt also für die USA). Damals beging man im Osten von Irland mit dem keltischen Herbstfest Samhain den Übergang in den Winter bzw. die Dunkelheit.
In dieser Zeit ist dann auch die Verbindung von Dies- und Jenseits so unmittelbar, dass es den Dämonen mühelos möglich ist, sich zwischen beiden Welten zu bewegen. Ein Bild, das damals wie heute, für eine Menge Unbehagen sorgt.
Oder aber für Freude, wer weiß, da in dieser Nacht der Nächte eben auch die Seelen der Toten heimkehrten. Heute, da der christliche Unglaube groß ist, ist das natürlich anders. Der Grusel ist nicht nur in Irland, sondern in vielen anderen Nationen der puren Freude am Feiern (und vor allem am Naschen) gewichen.
Allen Zweiflern zum Trotz, Halloween ist groß in Irland. Was neben Privatpartys bis in die Morgenstunden auch große Festivals wie vor allem Púca Halloween in Meath und Louth nördlich von Dublin unterstreichen. Genau dort, wo vor zwei Jahrtausenden alles begann. Der Sage nach jedenfalls.
So sieht der traditionell irische Halloween-Abend kulinarisch aus
Da nicht alle gleichzeitig auf die Insel können, gibt es zum Glück auch eine kleine Anleitung fürs Nachbauen einer traditionell irischen Halloween-Nacht. Ireland.com war so frei, die zumindest kulinarisch wichtigsten Eckpfeiler zu sammeln. Und so sieht das dann aus:
Der Kuchen: Es braucht unbedingt Barmbrack – einen brotartigen Würzkuchen, der an Halloween für jeden irischen Haushalt Pflichtprogramm ist. Klar, man kann ihn kaufen, aber eigentlich muss man ihn selbst machen. Zumal es gar nicht so sehr auf die Zutaten ankommt. Jedenfalls die essbaren.
Das liegt daran, dass in Irland traditionell Dinge untergemischt werden, die in Kuchen normalerweise nichts zu suchen haben. Die aber, und darauf kommt es an, umso bedeutsamer für die Zukunft sind, wenn man sie beim Kauen findet.
Ein Geldstück beispielsweise, das für den Finder den Start einer finanziellen Glückssträhne bedeutet. Oder ein Ring, der auf eine anstehende Hochzeit hinweist. Wer weiß, was sich noch alles findet.
So oder so: Beim Kauen von Barmbrack ist Vorsicht geboten. Hier das Rezept.
Zur Hauptspeise: Als Beilage zum Abendessen gibt es dann Colcannon, was nichts anderes als ein würziges Gemisch aus Grünkohl mit cremigem Kartoffelpüree ist. Auch hier können theoretisch symbolhafte Gegenstände untergerührt werden.
Der Tipp wäre aber, den Such-Teil des Halloween-Essens auf den zuvor beschriebenen Barmbrack zu beschränken. Sonst hat man am Ende bei jedem Bissen die Sorge, sich einen Zahn abzubrechen. Dafür ist Colcannon bei richtiger Zubereitung einfach viel zu lecker. Auch hierzu gibt es das Rezept (einfach Link oben anklicken).
Kürbis oder Rübe, das ist hier die Frage!
Die Kelten trugen die Glut des gemeinschaftlichen Lagerfeuers in einer ausgehöhlten Rübe nach Hause, damit das noch brennende Feuer ihnen den Weg nach Hause wies, zudem entzündete man damit den heimischen Kamin.
Eine andere Version über den Nutzen der ausgehöhlten Rübe geht auf das noch nicht allzulange zurückliegende 18. Jahrhundert. Die wahre Begebenheit spielte sich so ab:
Einem irischen Schmied und Tunichtgut namens Jack wurde der Zutritt zum Himmel verwehrt. Was genau geschah, wissen wir nicht, aber wir wissen, dass der Teufel seine Finger im Spiel hatte.
Dieser verurteilte Jack Schmied, auf ewig auf Erden zu wandeln. Jack, dem das allzu unheimlich war, bat den Teufel, etwas Licht bei sich tragen zu dürfen.
Der Teufel, der nicht nur ein grausamer Sünder ist, sondern auch Humor hat, gab ihm etwas brennende Kohle, die in einer ausgehöhlten Rübe brannte.
Die Menschen glaubten, dass das Aufstellen einer Laterne in ihrem Fenster Jacks wandernde Seele von ihrem eigenen Hause fernhalten würde. Was für ein irriger Aberglaube! Jack O’Lantern ist mit nichts aufzuhalten, versucht es gar nicht erst!
Wie wir inzwischen wissen, ist die Rübe passé. Als sie mit all den irischen Auswanderern nach Amerika rübermachte, verwandelte sie sich in einen wunderschönen Kürbis.
Aber im Ernst: Der Kürbis ist der letzte Schrei, die beste Weiterentwicklung für eine Rübenlaterne, die es geben kann. Der Bauch des Kürbisses ist bereits hohl, man braucht den Innereienbrei nur auszulöffeln, anstatt mit scharfen Messern zu hantieren, um eine Rübe zu bearbeiten. Viel zu anstrengend.
Die neueste Kürbis-Technologie aus Amerika schwappte zurück nach Irland und verdrängte die Rübe auch vom keltischen Markt.
Das Halloween-Spiel, das Kinder in Irland spielen
Das Spiel: Nach dem Abendessen kommen die traditionellen Halloween-Spiele, von denen Snap Apple wahrscheinlich am berühmtesten ist, der irische Amerikaner sagt auch apple bobbing dazu. Dabei hängt ein Apfel an einer Schnur. Ziel der Teilnehmenden ist es, mit verbundenen Augen ein Stück davon abzubeißen. Man kann sich natürlich leicht vorstellen, was für großartige Szenen da zustande kommen.
Wenn die Kordel fehlt, kann man alternativ auch versuchen, in schwimmende Äpfel zu beißen, beispielsweise in einem großen Topf oder Bottich.
Die Lagerfeuer
Allüberall im Lande Irlands brennen in der Nacht der Nächte die Lagerfeuer. Die Halloween-Feuer sind eine Tradition, die dazu anregt, von dem zukünftigen Ehemann oder der zukünftigen Ehefrau zu träumen.
Man wirft dabei eine Haarsträhne in die brennende Glut, danach wird einem die künftige Liebe im Traum erscheinen.
Hütet euch vor den Feen!
Feen sind vielleicht die Schlimmsten! Feen und Kobolde, um genauer zu sein. In der Halloween-Nacht sammeln sie Seelen, sobald sie den fadenscheinigen Vorhang zwischen dem Jen- und Diesseits durchquert haben.
Doch der Mensch aus Fleisch und Blut kann sich gegen die Angriffe des Feenvolkes wehren.
Diejenigen Menschen, die einen Angriff auf ihre Seele überlebt haben, berichten, dass sie entkommen konnten, indem sie den Feen Staub vor die Füße warfen. Das können die Biester überhuapt nicht leiden.
Auch Nutztiere muss man vor den Unwesen schützen. Wenn Ihr zuhause eine Kuh habt, müsst Ihr sie mit Weihwasser bespritzen. Wenn dann ein Kobold oder eine Fee sich an der Kuh vergehen möchte, dann wird das übernatürliche Wesen sein blaues Wunder erleben! – Wir hoffen, Ihr habt Weihwasser im Haus, oder zumindest einen Priester zur Hand, der ein Glas Weihwasser spontan herstellen kann.
Falls keine Weihpriester griffbereit, hilft zur Not auch die Hausapotheke: zeitigt die Kuh – oder ein anderes Vieh des Hauses – Krankheitssymptome an Halloween, so bespucke man das Tier ausgiebig, um die bösen Geister, die in das unglücksselige Tier gefahren sind, zu vertreiben.
Ach du liebe Liebe! Oder: Der Kohl der Wahrheit
Eine weitere irische Helloween-Tradition, bei der ein Gemüse eine Rolle spielt. Es ist nicht der Kürbis, der Kohlkopf ist es, der einem das eigene Schicksal offenbart.
Und das funktioniert so: Frauen gehen mit verbundenen Augen auf die Felder und reißen den ersten Kohl aus, den sie finden.
Wenn ihr Kohl eine beträchtliche Menge Erde am Wurzelwerk aufweist, dann würde ihr zukünftiger Geliebter viel Geld haben.
Aber, ob das Leben mit dem Zukünftigen bitter oder süß sein würde, verrät einem allein der Geschmack des Kohls. Lasst euch den Kohl also schmecken, liebe Jungfern!
Das handfeste Halloween von Derry
Besonders gruselig, oder immerhin besonders intensiv und ausgelassen, wird Helloween im nordirischen Deryy gefeiert. Dort findet alljährlich seit 35 Jahren an vier Tagen, vom 28. bis zum 31 Oktober, Europas größtes Helloween Festival statt.
Es findet eine große Samhain-Zusammenkunft innerhalb der Stadtmauern der für kurze Zeit verwunschenen Stadt. Geister, alte Seelen, erwachen des Nachts in der Stadt, und als Besucher kann man dem Ereignis beiwohnen.
Folklore, Festmahle und Feierlichkeiten – die Stadt Londonderry, irisch: Doire Cholm Chille, dt.: „Eichenhain des [hl.] Columcille“, heißt die Halloween-Reisenden, Lebende wie Tote, willkommen. Noch fünf Tage bis die Nacht der Nächte
Viel Vorfreude auf Halloween! Der Countdown läuft!
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