Vorgänger 2019 mutwillig zerstört
Irland: Rekonstruktion von frühmittelalterlichem Rundhaus (8./9. Jh.) kurz vor Abschluss
Die Rekonstruktion eines frühmittelalterlichen Rundhauses auf dem Gelände des University College Dublin (UCD) steht kurz vor dem Abschluss. Das Rundhaus mit einem Durchmesser von sechs Metern ist aus Haselpfählen und Flechtwerk gebaut – und wird in diesen Tagen mit Haferstroh gedeckt.
Der Neubau ist Teil eines experimentellen Forschungsprojektes der Hochschule am „Centre for Experimental Archaeology and Material Culture (CEAMC)“, wobei der Hintergrund eigentlich ein sehr ärgerlicher ist.
2019 nämlich ist die ähnlich einzigartige Vorgänger-Konstruktion zerstört worden. Durch Vandalismus auf dem Campus, wie es heißt, bei dem Feuer gelegt und das Rundhaus mutwillig ruiniert wurde.
Mit etwas Abstand scheint der Zwischenfall bei den Projektverantwortlichen aber so etwas wie Aufbruchstimmung ausgelöst zu haben. Das neue Rundhaus, dessen Konstruktion sich an Originalen aus dem 8. und 9. Jahrhundert orientiert, ist größer und komplexer als sein Vorgänger.
Professor Aidan O’Sullivan dazu: „Wir rekonstruieren ein frühmittelalterliches Rundhaus auf Grundlage von archäologischen Ausgrabungen in der Grafschaft Antrim. Wir versuchen zunächst herauszufinden, wie man damals architektonisch vorging.
Und wir wollen nachempfinden, wie es wohl gewesen sein muss, darin zu leben – unter Einfluss von Wärme, Rauch und Licht. Kurzum: Wir versuchen herauszufinden, welche Lebensbedingungen diese Architektur vor über tausend Jahren mit sich brachte.“
Weltweit einzigartiges Projekt im Bereich der experimentellen Archäologie
Das Innere des Rundhauses ähnelt im Prinzip einem großen, auf den Kopf gestellten Korb. Da der Rohbau fertiggestellt ist, geht es nun seit einigen Tagen an das Reetdach, das zugleich den letzten unfertigen Teil der Konstruktion darstellt.
Da die für den Nachbau maßgeblichen Ausgrabungen in Antrim, an einer Stätte namens „Deer Park Farms“, für das Dach die Verwendung von Hafer nahelegten, wird genau dieses Stroh verwendet. Schicht für Schicht wird es angebracht, alles in einem bestimmten Neigungswinkel.
Die Fertigstellung des Ringhauses gilt laut RTE als ein weltweit einzigartiges Projekt im Bereich der experimentellen Archäologie. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass unsere Studenten durch praktisches Tun am besten lernen“, erklärt O’Sullivan den Ansatz.
„Der Aufbau des Gebäudes kann uns dazu bringen, Fragen zu stellen, an die wir sonst nicht gedacht hätten und auf völlig neue Weise über die Vergangenheit nachzudenken. Für unsere Studierenden ist dies eine weitaus bessere Bildungserfahrung, als in einem Buch darüber zu lesen“, so die Überzeugung des Professors.