Provokation im Nordatlantik
Unterseekabel im Visier? Russische Marine-Übung entlang irischer Hoheitsgewässer geplant
Wie aus Militärkreisen zu hören ist, will die russische Marine diesen Monat im Rahmen einer Übung entlang irischer Hoheitsgewässer militärische Stärke im Nordatlantik demonstrieren – und dabei kritische Infrastruktur bzw. Datenkabel in den Blick nehmen.
Ähnliche Aktivitäten der russischen Marine hatten im Januar und Februar 2022 – ebenfalls in der Nähe irischer Hoheitsgewässer – einen internationalen Aufschrei verursacht. Und offengelegt, dass es in dem Gebiet an irischer Marinepräsenz mangelte.
Erst die Proteste irischer Fischer führten schließlich dazu, dass die russischen Behörden ihre Übungen von der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) Irlands weiter weg in die offene See verlagerten. Eigentlich nicht Fischers Aufgabe.
Passend dazu verfügt die irische Marine einem Parlamentsbericht zufolge aktuell nur über zwei Drittel der definierten Sollstärke, was sich gerade auf Patrouillen am Rand der eigenen Einflusszone auswirkt.
Provokation vor Russlands Invasion in der Ukraine
Die Übung fand damals kurz vor Russlands Invasion in der Ukraine statt und wurde von der EU und der Nato mit einer Stimme als provokative und klar übergriffige Demonstration der Seestärke angesehen.
Nun also wollen laut dem Irish Examiner gut informierte Militärkreise wissen, dass die jährliche Übung in diesem Monat wieder zu russischen Marineaktivitäten vor der Südwestküste Irlands führen wird. Allerdings werde die Übung in diesem Jahr wohl „kleiner“ ausfallen.
Experten zufolge verfolgen die russischen Übungen im Nordatlantik zwei Ziele: Einerseits geht es darum, in der so genannten GIUK-Lücke zwischen Grönland, Island, Irland und Großbritannien – einer international hoch wichtigen Versorgungsroute – sichtbar und präsent zu sein.
Zum anderen sollen Manöver rund um die Untersee-Kabelgruppe vor der Südwestküste Irlands durchgeführt werden, um deren Lage zu kartieren. Dies wiederum stellt nach Nord Stream und Co. erneut drängende Fragen zur Sicherheit der kritischen Infrastruktur Europas.
Fortschrittliche U-Boote mittel Spezialausrüstung
Das Center for Strategic and International Studies hat in einem kürzlich erschienenen Bericht festgestellt, dass Russland über mehrere fortschrittliche U-Boote verfügt, die „in extremen Tiefen“ mittels Spezialausrüstung unmittelbaren Einfluss auf Unterseekabel ausüben können.
Auch deshalbheißt es in dem parlamentarischen Bericht Irlands, dass angesichts der „zunehmenden geopolitischen Unsicherheit und der zunehmenden militärischen Konflikte“ in der ganzen Welt eine angemessene Bewertung des Finanzbedarfs der Marine „unerlässlich“ sei.
In dem Bericht heißt es weiter, Irlands Verteidigungsausgaben lägen im EU-Vergleich klar im untersten Bereich. Daran würden auch die aktuellen Pläne der Regierung nichts ändern, die Ausgaben bis 2028 signifikant zu erhöhen. Russland scheint eine maritime Schwachstelle ausgemacht zu haben.