Frühere Prognosen sind Makulatur, und aktuelle werden es sein
Islands Bevölkerung wird bis 2074 auf weit über eine halbe Million anwachsen
Wer hätte jemals gedacht, dass man nach Island wegen seines Klimas auswandert? Bei Migration gibt es gewisse Faktoren, die die Menschen dazu treiben, in ein bestimmtes Land auszuwandern. Dazu zählen u.a. Frieden, politische Stabilität und Sicherheit. Relativ neu im Cocktail der Gründe ist der Klimawandel.
Laut einer Prognose des Statistischen Amtes Islands wird die Einwohnerzahl des Landes im Nordatlantik in den kommenden 50 Jahren deutlich zunehmen. Der aktuell wahrscheinlichste Wert für 2074 liege bei 605.000 Einwohnern, so das Amt. Derzeit beträgt die Bevölkerung dort 384.000 Menschen.
Eine halbe Million wird kurzfristig erreicht
Es ist bekannt, dass Naturkatastrophen mehr als dreimal so viele Vertreibungen auslösen, wie Konflikte und Gewalt. Und diese Naturgewaltrspirale dürfte sich von Jahr zu Jahr immer schneller drehen. Bereits in den nächsten 15 Jahren könnte in Island die Zahl von 500.000 Einwohnern erreicht werden.
Dabei muss nicht immer eine Katastrophe im engeren Sinne der Auslöser für den Wunsch nach einer Auswanderung nach Island sein. Manchmal reicht es, dass der Sommer in Mitteleuropa „unerträglich heiß“ ist.
Die Wanderung wird einen deutlichen Einfluss auf die Bevölkerungszusammensetzung haben. Folgende Entwicklung der Bevölkerungsstruktur erwartet das Statistische Amt:
- Erwerbsfähige Bevölkerung (16–74 Jahre): Der Anteil sinkt von 74 % im Jahr 2024 auf 70 % im Jahr 2074.
- Altersverteilung: Ab 2052 wird die Zahl der Menschen über 65 Jahren jene der unter 20-Jährigen übersteigen.
- Medianalter: Es steigt von 36 Jahren (2024) auf 50 Jahre im Jahr 2074.
Frühere Prognosen sind Makulatur
Noch im Jahr 2018 wurde Islands Bevölkerungswachstum für das Jahr 2067 auf die damals als sehr hoch empfundene Zahl von 436.000 Menschen geschätzt.
Nun geht die Schätzung davon aus, dass die Bevölkerung mit 90 %ger Wahrscheinlichkeit zwischen 504.000 und 790.000 liegen werde.
Aktuelle Prognosen werden Makulatur sein
Laut den Analysten des isländischen Statistikamtes sind Krisen, die durch natürliche, soziale oder wirtschaftliche Faktoren ausgelöst werden könnten, in der Prognose nicht berücksichtigt.
So wie die Welt zur Zeit funktioniert, wird die nächste Krise nicht lange auf sich warten lassen. Und mit geringster Wahrscheinlichkeit wird die Krise von Island ausgehen, was dieses Land noch attraktiver für Einwanderer machen wird. Alle Zeichen deuten darauf hin, dass der geschätzte Höchstwert von 790.000 Einwohnern, eher der Mindestwert sein wird.
Island wird nicht mehr zu übersehen sein
Eine Studie des Nordischen Ministerrats (veröffentlicht 2022) beleuchtet die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der nordischen Länder in Bereichen wie Demografie, Gesundheit, Arbeitskräfte und Wirtschaft. Laut dieser Auswertung, bilden die nordischen Staaten zusammen die zwölftgrößte Volkswirtschaft der Welt.
Obwohl Island in der Studie umfassend behandelt wurde, lag der Fokus auf den größeren Nachbarländern Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden. Island wird oft übersehen – sowohl in den Medien als auch in der Wissenschaft –, wenn Migration im nordischen oder europäischen Kontext diskutiert wird.
Gründe hierfür sind die kleine Bevölkerung und die geringe Landfläche Islands, die seine Bedeutung auf internationaler Ebene häufig mit dem Hintergrund verschwimmen lässt.
Aber Island ist mehr als ein beliebtes Reiseziel für Flitterwöchner und Naturfreunde. Die Migration ist ein wesentlicher Bestandteil Islands.
Das ist auch der Grund dafür, dass die wirtschaftliche Bedeutung des Landes innerhalb der nordischen Region weiter wachsen wird, sodass das Land nicht mehr nur im Nebensatz auftaucht, sondern ein eigenes Kapitel erhält.
Ausländer machen 20 % der isländischen Bevölkerung aus
Die Zahl der Einwanderer in Island betrug am 1. Januar 2022 16,3 % der Gesamtbevölkerung. Im Februar 2024 ging der Ausländeranteil auf 19.88 % hoch. Dieser Anteil steigt von Jahr zu Jahr.
Die meisten sind europäische Einwanderer, gefolgt von Einwanderern aus den USA. Die Top-3 der einwandernden Nationen sind: 1. Polen, 2. Litauen, 3. Dänemark.
Auch die Deutschen wandern gerne nach Island aus, sie liegen auf Platz 9 des Wandersungsrankings, einen Platz vor Schweden.