Stress im Norden von Island
Fischers Frust: Insel Grímsey bald ohne Bevölkerung?
Auf Grímsey, einer kleinen Insel mit nur 57 Einwohnern, die etwa 40 Kilometer vor der Nordküste Islands liegt, hat man es eigetlich eher mit Ruhe und Beschaulichkeit. Stattdessen brodelt es dort gerade gewaltig, diesmal allerdings ganz ohne Vulkan.
Darum geht es: In Islands einziger Siedlung, die sich über den Polarkreis erstreckt, ist man seit jeher vom Fischfang abhängig. Dazu gehört, dass Fänge zur Weiterverarbeitung auf das isländische Festland transportiert werden. Denn für eine eigene Verarbeitungsstätte ist Grímsey schlichtweg zu klein.
Eine politische Entscheidung besagt nun aber, dass vom Fischfang abhängige Kommunen / Regionen eigene Verarbeitungsbetriebe unterhalten müssen, um die Bewilligung der alles entscheidenden Fischfangquoten zu erhalten. Ausnahmen sind in diesem System nicht vorgesehen, auch nicht für Grímsey.
Grímsey könnte bald menschenverlassen sein, erstmals in der isländischen Geschichte
In der Folge machte sich auf der kleinen Insel Perspektivlosigkeit breit, sodass nun die ersten Familien ihre Häuser zum Verkauf anbieten. Und laut einem Bericht auf Iceland Review erwägen auch die restlichen Bewohner, ihre Heimat zu verlassen.
Grímsey könnte damit bald menschenverlassen sein, erstmals in der langen isländischen Geschichte. Daher erwägt nun das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Fischerei, eine Arbeitsgruppe mit der Lösung der prekären Situation zu beauftragen. Man wolle „alle Siedlungen erhalten“, heißt es dort.
Einem Bericht zufolge darf das isländische Institut für regionale Entwicklung bislang keine Ausnahme gewähren, die es Grímsey gestatten würde, auch ohne eigenen Fischverarbeitungsbetrieb eine Fangquote zu erhalten. Hier liegt offensichtlich der Schlüssel zur Zukunft von Grímsey.