100.000 Bücher und wachsendes Interesse
Isländischer Buchhändler: Die Rückkehr der Lesekultur
In einer Zeit, in der das traditionelle Buch von vielen längst totgesagt wurde, zeigt sich in Reykjavík das Gegenteil: Das Lesen erlebt ein Comeback. Zumindest ist das die Überzeugung von Ari Gísli Bragason, dem Besitzer der Buchhandlung Bókin in der isländischen Hauptstadt.
„Bücher sind überall auf dem Vormarsch“, erklärt Ari und betont, dass das gedruckte Wort eine besondere Wirkung entfalte. Für den 1997 gegründeten Buchladen Bókin, dessen dicht bestückte Regale bis zur Decke reichen, bedeutet das regen Zulauf von Einheimischen und Touristen gleichermaßen.
Die Buchhandlung, gelegen in der Hverfisgata, nur wenige Schritte von der Einkaufsstraße Laugavegur entfernt, hat sich längst als literarischer Geheimtipp etabliert.
Vom Lyriker zum Buchhändler
Dass er einmal Buchhändler werden würde, war für Ari keineswegs geplant. Zwar wuchs er mit Büchern auf – sein Vater war leidenschaftlicher Leser und selbst Buchhändler –, doch Ari widmete sich zunächst seinem Studium in den USA und veröffentlichte mehrere Gedichtbände.
Erst nach seiner Rückkehr nach Island übernahm er die Leitung von Bókin, um seinem Vater zu helfen. Heute beschreibt er Bücher als seine „Freude und sein Leid“ – ein Gefühl, das ihn bis heute antreibt.
100.000 Bücher und wachsendes Interesse
Bókin beherbergt inzwischen rund 100.000 Bücher, und täglich kommen etwa 100 weitere hinzu. Im Keller lagern zwischen 40.000 und 50.000 Bände, die auf Online-Bestellungen warten. Trotz der digitalen Konkurrenz sieht Ari das Lesen als eine Form von öffentlicher Gesundheitsförderung. Bücher hätten eine heilende Wirkung und könnten bleibende Eindrücke bei ihren Lesern hinterlassen, sagte er im Interview.
Besonders erfreut zeigt sich Ari über den wachsenden Anteil junger Menschen, die seine Buchhandlung besuchen. Neben Sammlern und Literaturinteressierten ziehen die Regale von Bókin auch viele jüngere Leser an, die sich für Poesie, Biografien oder isländische Geschichte begeistern.
„Das Interesse an Büchern ist ungebrochen“, sagt Ari überzeugt. Für ihn ist die Rückkehr des Lesens kein vorübergehender Trend, sondern Ausdruck eines tiefergehenden Bedürfnisses nach Geschichten und Wissen – und das unabhängig vom Format.
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