„Folgen schwer vorherzusagen“
Island: Magma nähert sich der Erdoberfläche – Wahrscheinlichkeit für Vulkanausbruch weiter hoch
Es gibt Anzeichen auf der isländischen Halbinsel Reykjanes, die sich aus Laiensicht erst mal entspannt anhören. So ist die Zahl der mit Magmabewegung verbundenen Erdbeben in der seit Wochen mal mehr mal weniger wackelnden Region zuletzt spürbar zurückgegangen.
Kann das für eine generelle Beruhigung der Situation sprechen? Gar für ein Ausbleiben des von vielen Experten befürchteten Vulkanausbruchs? Wohl eher nein, wenn es nach der Einschätzung von Kristín Jónsdóttir geht. Sie ist Leiterin für Naturüberwachung beim isländischen Wetteramt.
Nach einer Sitzung des Katastrophenschutzes teilte sie mit, dies sei wohl darauf zurückzuführen, dass das Magma bereits sehr hoch in die Erdkruste eingedrungen ist. Kurzum: Es scheint sozusagen, als sei der Widerstand der Erde gegen die Eruption gebrochen.
“Folgen eines solchen Ausbruchs schwer vorherzusagen“
Die neuesten Daten deuten darauf hin, dass die größte Ausdehnung des Magmatunnels etwa in seinem Zentrum liegt. Bezogen auf den wahrscheinlichsten Ort für einen Vulkanausbruch spricht Jónsdóttir von einem Bereich westlich von Hagafell (etwa 3 Kilometer von Grindavík entfernt).
„Die Folgen eines solchen Ausbruchs hängen von seiner Größe ab und sind schwer vorherzusagen“, mahnt die Forscherin. „Wenn Lava in dem betreffenden Gebiet aufsteigt, kann sie in Richtung des Kraftwerks Svartsengi oder nach Grindavík fließen – aber auch in andere Richtungen.“ Unbekannt.
Für Jónsdóttir ist das Überraschungspotenzial der kommenden Tage hoch. „Obwohl wir immer mehr Technologie und vulkanologisches Wissen haben, bleibt vieles nicht vorhersehbar.“ Gepaart natürlich mit der bohrenden Ungewissheit, die die Menschen vor Ort schon seit Wochen erdulden müssen.