Arbeitslosigkeit bei 2,8 %
Island hat ein Problem: Noch nie war es so schwierig, Arbeitskräfte zu finden
Was sich für Island eigentlich gut anhört, scheint in Wahrheit das Gegenteil zu sein. Die Arbeitslosenquote lag im September inselweit bei 2,8 Prozent. Klingt nach Vollbeschäftigung und Geld für alle. Aber: Experten sehen dies längst als Ausdruck einer hoch angespannten Arbeitsmarktlage.
Laut dem Verband für Handel und Dienstleistungen war es für isländische Arbeitgeber noch nie so schwierig, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzustellen. Es heißt, dass nicht mehr die Arbeitnehmer um Arbeitsplätze konkurrieren, sondern die Arbeitgeber um die Arbeitskräfte.
Betroffen von der Angebotsflaute sind nach Angaben von RÚV.is vor allem der Einzelhandel, der Dienstleistungssektor, das Transport- und Gaststättengewerbe. Dem gegenüber standen im September rund 5.400 Menschen ohne Arbeit.
Interessanterweise sind davon rund 44 Prozent ausländische Personen mit Wohnsitz in Island. Damit liegt die Gesamtarbeitslosenquote bei diesem Teil der Bevölkerung ziemlich genau doppelt so hoch wie bei Nicht-Ausländern.
Wirtschaftswissenschaftler vermuten nun, dass die niedrige Arbeitslosigkeit Auswirkungen auf anstehende Lohnverhandlungsrunden haben wird. Heißt: Die Löhne werden möglicherweise kräftig steigen müssen.
In Island und andernorts muss man sich erst noch daran gewöhnen, dass der Markt auf einmal den Arbeitskräften nachrennt. Schade, dass nun auch niedrige Arbeitslosenquoten ein Problem darstellen können, denn die Inflation galoppiert ohnehin schon allen davon. Höhere Löhne werden noch höhere Preise zur Folge haben.