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2025 Island im Fokus

„Nordischer Klang“-Festivalleiter Clemens Räthel im Interview

Wer sich für die kulturelle Vielfalt Nordeuropas interessiert, kommt am Nordischen Klang schon mal gar nicht vorbei. Das anderthalbwöchige Festival in Greifswald geht im Mai 2025 bereits in seine 34. Auflage. Dieses Mal übernimmt Island die Schirmherrschaft.

nordischer klang kulturförderung
Große Ehre: Der Nordische Klang wurde im November mit dem Kulturförderpreis des Landes Mecklenburg-Vorpommern ausgezeichnet. Ministerpräsidentin Schwesig überreichte den Preis. (Foto: Staatskanzlei Mecklenburg-Vorpommern)

Für den großen Erfolg und die weit überregionale Strahlkraft der Jahr für Jahr erlesen und wunderbar bunt zusammengestellten Veranstaltung hat das Team hinter dem Nordischen Klang Ende November den Kulturförderpreis des Landes Mecklenburg-Vorpommern entgegengenommen.

Ein prominenter Grund mehr, mit Clemens Räthel, Mitglied der Festival-Leitung, über den Werdegang, die Gegenwart und die erhoffte Zukunft des Nordischen Klangs zu sprechen.

Hallo Clemens, den Nordischen Klang gibt es seit Anfang der 1990er: Wie entstand damals eigentlich die Idee, das Festival in Greifswald ins Leben zu rufen?
Damals hatten vor allem die Lektorinnen und Lektoren unseres Instituts das Anliegen, die nordeuropäischen Kulturen in Greifswald bekannter zu machen. Damit wollten sie auch deutlich machen, wie wichtig Fennistik und Skandinavistik als Fächer für die Universität sind.

Aus diesem Gedanken ist der Nordische Klang entstanden, immer weiter gewachsen und inzwischen eines der wichtigsten Festivals nordeuropäischer Kultur und Musik außerhalb Skandinaviens. Greifswald ist damit, mindestens im Mai, eine wirkliche Ostseekulturhauptstadt.

Wenn Du den Nordischen Klang kurz und knapp mit 5 Begriffen beschreiben müsstest. Welche wären das?
Musik, Literatur, Wissenschaft, Kunst, Feiern.

Welche besonderen Meilensteine gab es bislang in der Geschichte des Festivals?
Für uns ist jedes Festival ist ein Meilenstein. Dass wir seit über 30 Jahren immer im Mai Künstler*innen und Wissenschaftler*innen aus der Ostseeregion nach Greifswald bringen und ein zehntägiges Festival mit großem Publikumszuspruch auf die Beine stellen, geht nur, weil sich sehr viele
Menschen engagieren und Zeit und Herzblut in die Arbeit stecken. Unsere Studierenden, die
Helfer*innen und Unterstützer*innen: das sind unsere Meilenstein-Ermöglicher.

Leider muss man konstatieren, dass über dem Ostseeraum weltpolitisch dunkle Wolken aufgezogen sind. Wirkt sich das bislang in irgendeiner Weise auf Deine Arbeit und den Nordischen Klang aus?
Natürlich. Wir Festivalmacher*innen sind politische Menschen: Der brutale Krieg Russlands
gegen die Ukraine macht uns fassungslos und wütend. Auch die Künstler*innen und
Wissenschaftler*innen, die zum Nordischen Klang kommen, tragen das in sich. Unser Festival
zeigt aber, dass ein friedliches, weltoffenes Miteinander in der Ostseeregion möglich ist. Das sollte uns Hoffnung geben.

Nordischer Klang Clemens Räthel
„Das wird ein Fest!“ – Prof. Dr. Clemens Räthel vom Lehrstuhl für Neuere Skandinavische Literaturen an der Universität Greifswald. (Foto: Uni Greifswald)

Wie werden Jahr für Jahr die Künstler*innen und Programmpunkte ausgesucht?
Das macht unser künstlerischer Leiter Frithjof Strauß zusammen mit unserer Projektkoordinatorin Christine Nickel. Frithjof ist überall in Nordeuropa unterwegs und schaut sich Bands und Musiker*innen an. Er hat irgendwie einen siebten Sinn und auf jeden Fall unglaublich umfassende Kenntnisse.

Bei Christine laufen dann alle Fäden zusammen. Sie organisiert, verhandelt und behält die Machbarkeit im Blick. Marie-Luis Westfeld ist ganz neu an Bord und kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit. Ihr könnt uns z.B. auf Instagram folgen, da gibt es immer wieder Blicke hinter die Kulissen unserer Arbeit! Die drei sind das Herz und der Maschinenraum des Festivals.

Auf welche Highlights können sich Besucher*innen 2025 freuen? Oder ist das noch geheim?
Island übernimmt 2025 die Schirmherrschaft, zusammen mit unserer Ministerpräsidentin Manuela Schwesig. Jetzt darf ich nicht das ganze Programm verraten, aber auf einen Act bin ich besonders stolz: Am 9. Mai spielt die bezaubernde und stimmgewaltige isländische Sängerin Stína Ágústsdóttir mit ihrer Band in der Stadthalle. Das wird ein Fest!

Mal ganz praktisch gefragt: Wie und ab wann komme ich an Tickets? Und was kosten diese?
Wir planen mit einem Vorverkaufsstart im Februar 2025. Das Festival arbeitet schon viele Jahre mit MV Ticket zusammen, einem unkomplizierten Ticketservice aus der Region. Zum Shop gelangt man über unsere Homepage. Die Ticketpreise rangieren zwischen 5 und 21 Euro, und es gibt jedes Jahr auch kostenfreie Veranstaltungen.

Für Besucher*innen vieler Konzerte bieten wir eine sogenannte Klang-Karte an; mit dieser kommt man zu vergünstigten 6 Euro in die Konzerte. Wir versuchen, die Ticketpreise so besucher*innenfreundlich wie möglich zu gestalten, jedoch finanziert sich das Festival auch aus diesen Eintrittseinnahmen.


(Nordischer Klang 2024 – Official Aftermovie)

Was bedeutet Dir persönlich die Arbeit für den Nordischen Klang?
Als ich frisch nach Greifswald gekommen bin, hat mir eine geschätzte Kollegin gesagt: Der Nordische Klang ist die schönste Jahreszeit hier in der Stadt. Und damit hat sie unbedingt recht gehabt! Es bedeutet mir viel und macht unglaubliche Freude – das ganze Jahr hindurch.

Der Nordische Klang ist dieser Tage mit dem Kulturförderpreis des Landes Mecklenburg-Vorpommern ausgezeichnet worden. Passt hier das Bild von der Kirsche auf der Sahne?
Ja! Wir haben wir uns wahnsinnig gefreut, dass wir in diesem Jahr den Landeskulturförderpreis
gewonnen haben. Was für eine tolle Auszeichnung und Wertschätzung unserer Arbeit!

Wie sieht der Nordische Klang in 10 Jahren aus, wenn Du es Dir aussuchen könntest?
Ich wünsche mir, dass wir bunt, lebendig, tiefgründig, spaßig und anregend bleiben. Und dass wir uns die Freude am Neuen bewahren.

Vielen Dank, Clemens!

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