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Verdacht der Vetternwirtschaft

Geschichte von Hybris und Läuterung: Verkauf der Íslandsbanki verzögert sich

Die isländische Regierung hat den geplanten Verkauf der Íslandsbanki, der in den kommenden Monaten stattfinden sollte, verschoben, berichtet RÚV. Als Gründe für diese Entscheidung werden die Marktbedingungen und die für Ende November angesetzten vorgezogenen Neuwahlen genannt.

Verkauf der Íslandsbanki
Die Íslandsbanki nannte sich eine Zeitlang Glitnir banki – nach einem glanzvollen Götterpalast in der nordischen Mythologie. – Dann kam die Finanzkrise von 2008. (Foto: Reykjavik, AP / Nordiusch.info)
Der isländische Staat besitzt einen Anteil von 42,5 % an der Bank, die mit 100 Mrd. ISK (rund 670 Mio. €) bewertet wird. Der Finanzminister und der Premierminister, Bjarni Benediktsson, haben nach einem Bericht von Beratern beschlossen, den Verkauf zu verschieben. So heißt es bei RÚV.

Das Beraterteam bestand aus Vertretern der Banken Kvika, Barclays, Citi und Landsbankinn sowie aus Rechtsberatern.

Der Finanzminister behält sich das Recht vor, die staatlichen Anteile an der Bank zu verkaufen, wenn das isländische Parlament Alþingi dem Verkauf in seinem Haushalt zustimmt. Der Staat plante, die Hälfte seiner Anteile in diesem Jahr zu veräußern, während der verbleibende Anteil in einer oder mehreren Ausschreibungen im nächsten Jahr verkauft werden sollte.

Verdacht der Vetternwirtschaft

Im Jahr 2022 verkaufte der Staat einen Anteil von 22,5 % an der Bank und erntete dafür Kritik. Die Finanzaufsichtsbehörde verhängte gegen die Bank eine Geldstrafe in Höhe von 1,2 Mrd. ISK (8 Mio. €) wegen Verstoßes gegen ihre eigenen internen Vorschriften und unzulässiger Geschäftspraktiken im Zusammenhang mit dem Verkauf.

Premierminister Bjarni Benediktsson trat letztes Jahr als Finanzminister zurück, als der Ombudsmann von Alþingi feststellte, dass er nicht dazu geeignet war, den Verkauf zu vollziehen, da ein Unternehmen im Besitz seines Vaters für die Anteile geboten hatte.

Beim Verkauf der Beteiligung sollte der Öffentlichkeit die Möglichkeit geboten werden, Anteile im Wert von bis zu 20 Millionen Kronen (130.000 Euro) zu erwerben.

Íslandsbanki, wechselvolle Geschichte von Hybris und Läuterung

Die Íslandsbanki entstand 1990 durch die Fusion der privaten Banken Alþýðubanki, Verzlunarbanki und Iðnaðarbanki mit der staatlichen Útvegsbanki.

Zu diesem Zeitpunkt war sie die einzige größere Privatbank Islands. Ab 1993 war die Bank an der isländischen Börse notiert.

Im Jahr 2000 übernahm Íslandsbanki die Isländische Investmentbank (FBA) und 2004 die norwegische Kredittbanken. Im März 2006 änderte die Bank ihren Namen in Glitnir, benannt nach dem glanzvollen Palast aus der nordischen Mythologie.

Ende 2006 verwaltete Glitnir ein Vermögen von rund 25,5 Milliarden Euro und erzielte einen Gewinn von etwa 434 Millionen Euro.

Doch im Zuge der Finanzkrise ab 2007 geriet die Bank in Zahlungsschwierigkeiten. Die isländische Zentralbank, stellvertretend für den Staat, übernahm Ende September 2008 75 Prozent der Anteile für 600 Millionen Euro. Nach der Verstaatlichung wurde die Bank wieder in Íslandsbanki umbenannt, die Glanzzeit war damit auch dem Namen nach vorbei.

2009 reduzierte sich der Staatsanteil auf 5 Prozent, wurde später jedoch auf 42,5 Prozent erhöht.

Nun geht das Spiel um die staatliche Beteiligung an der Bank vorerst weiter.

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