So ging das also um 1900 in Island
Vier Meter langer Liebesbrief leitet wahren Kindersegen ein
Dieser Brief scheint sein Ziel wahrlich nicht verfehlt zu haben. In Island wurde in diesen Tagen der längste bekannte Liebesbrief vorgestellt, der auf der Insel jemals verfasst worden ist.
Das insgesamt vier Meter umfassende Wortwerk aus der Zeit um 1900 war damals an Guðrún Lárusdóttir adressiert, wohnhaft im dänischen Kopenhagen.
Also weit, sehr weit weg von ihrem Angebeteten Sigurbjörn Á Gíslason, der in Island mit Federkiel und Tinte nichts dem Zufall überließ. Sein Liebesbrief umfasste – beidseitig beschrieben – derart viele Seiten, dass man beim Frauenmuseum der isländischen Nationalbibliothek zwei Zollstöcke anlegen musste, um seine Dimension zu erfassen.
Dort, im Museum von Víðsjá, wird der Brief nun nämlich ausgestellt, nachdem Kuratorin Rakel Adolfsdóttir und ihr Kollegium in seinen Besitz gelangt sind. Zur Freude aller, es ist ein wahrhaft wunderbares Zeitzeugnis.
Zur Entstehung des Briefes ist bekannt, dass er sozusagen auf Zuruf aus Dänemark entstanden ist. Denn Guðrún hatte ihren Sigurbjörn – ebenfalls per Brief – aufgefordert, selbigen mit einer langen, einer sehr, sehr langen Liebesbekundung zu erwidern.
Also setzte sich Sigurbjörn Á Gíslason in der Zeit um den Jahreswechsel 1900/1901 hin und schrieb – und schrieb – und schrieb. Sigurbjörn schrieb gar, so das Interview bei RÚV, er habe seine Geliebte mit dem Brief schier umarmen wollen. Es wird einem ja ganz warm ums Herz.
Dass der Brief durchschlagende Wirkung entfaltet hat, zeigte sich am weiteren Lebensweg der beiden. Guðrún kam nämlich zu Sigurbjörn nach Reykjavík, wo das Paar zunächst brav heiratete – und schließlich zehn Kinder bekam.
Beides, den vier Meter langen Brief und die zehn Kinder, bekommen Männer um 2020 irgendwie nicht mehr hin. Bei dem einen wird’s den Frauen recht sein, bei dem anderen, wer weiß. Kommt darauf an, ob diejenige, die ihn bekommt, nichts gegen langes Scrollen hat.
sh