„Jagen lässt sich nicht mehr rechtfertigen“
Walfangsaison in Island abgesagt – das Schlachten lohnt sich nicht
Der isländische Walfangkonzern Hvalur hf. hat bekanntgegeben, dass in diesem Sommer keine Wale gejagt werden. Grund dafür sind eingebrochene Produktpreise in Japan – dem wichtigsten Absatzmarkt – sowie die anhaltende wirtschaftliche Unsicherheit weltweit. Unter anderem durch die Handelskonflikte.

„So wie sich die Lage aktuell darstellt, bleibt uns nichts anderes übrig, als zu warten und auf bessere Zeiten zu hoffen“, sagt Kristján Loftsson, Geschäftsführer von Hvalur hf. „Wir werden die Situation im neuen Jahr erneut bewerten.“
Laut Loftsson haben die Preisentwicklungen in Japan ein Niveau erreicht, das den Walfang schlicht unrentabel macht. „Die Produktpreise in unserem Hauptmarkt Japan haben sich zuletzt negativ entwickelt – und das verschärft sich weiter. Der Preis liegt jetzt so niedrig, dass sich das Jagen nicht mehr rechtfertigen lässt.“
Eine ganze Region leidet wirtschaftlich unter dem Stillstand
In Westisland, vor allem in Akranes, wo der Walfang eine wichtige Saisonarbeit ist, sorgt die Entscheidung für Enttäuschung. „Das ist eine sehr traurige Nachricht und ein schwerer Schlag für unsere Mitglieder und die lokale Wirtschaft“, sagt Vilhjálmur Birgisson, Vorsitzender der Gewerkschaft von Akranes.
„Der Walfang hat riesige Bedeutung für unsere Region. In der Saison fließen rund 1,2 Milliarden ISK (etwa 1 Mio. Euro) an Löhnen – und der Großteil davon bleibt in der Region.“ Birgisson betont gegenüber Mbl.is die Dominoeffekte der Entscheidung:
„Bis zu 200 Menschen sind während der Saison beschäftigt. Allein 2023 lag der Exporterlös aus Walprodukten bei 3 Milliarden ISK. Das ist kein Pappenstiel für unsere Volkswirtschaft. Unsere Kommunen verlieren fast 15 Prozent der Lohnkosten als Einnahmen – und die Staatskasse kriegt auch weniger ab.“
Es ist ein offenes Geheimnis, dass den Gegnern des Walfangs andere Argumente weitaus wichtiger sind.