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Ist der Vulkanausbruch ein Trousitenschreck?

Weniger Touristen in Island, Wirtschaft schrumpft

Die seit Jahren andauernde Serie von Vulkanausbrüchen in Island rückt das Land immer wieder in den Blickpunkt der Medien und damit eines großen Publikums. Doch diese Publizität lässt sich dieses Jahr wohl nicht direkt in Bare Münze, sprich Touristen, umsetzen.

Tourismus Island BIP
Touristen am Vulkansystem im Haukadalur, um den Strokkur-Geysir speien zu sehen. Es zeigt sich, dass bislang weniger Menschen nach Island kommen, als im Winter noch erhofft. (Foto: A. Pipper / Nordisch.info)
Das Statistische Amt Islands hat diese Woche gleich zwei aus wirtschaftlicher Sicht ungünstige Nachrichten vermeldet: Die Zahl der Übernachtungen ging im April um 13% zurück. Und das BIP sank im ersten Quartal 2024 um 4% im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres.

In den vergangenen 25 Jahren war der Tourismus wohl die am schnellsten wachsende Branche in Island. Vor der Pandemie, bspw. im Jahre 2016 machte die Branche 8,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus, und war damit an Platz zwei der Wirtschaftszweige, die am meisten zum BIP beitragen, vorgerückt, gleich hinter den Groß- und Einzelhandel. Erstmals hatte man die Fischindustrie hinter sich gelassen. Da blieb man auch bis zur Pandemie.

Eine Pandemie später

Eine Pandemie später sieht das Bild etwas anders aus, auch wenn sich die Reise- und Hotelleriebranche auf dem Weg der Genesung befindet. 2020 sank der Anteil der Reisebranche am BIP auf 2,8%. 2022 lag dieser Anteil bereits bei 6,1%, und damit fast auf dem Niveau von 2015.

Von den vorpandemischen Höhen ist man heute immer noch ein bis zwei Prozentpunkte entfernt. Vielleicht hilft der seit 2021 seriell stattfindende Vulkanausbruch in Island doch nicht der Reisewirtschaft, wie man annehmen könnte.

Im April 2024 wurden in Island 491.000 Übernachtungen registriert, ein Rückgang von 13% gegenüber April 2023. Die Zahl der Hotelübernachtungen ging um 9,7% zurück.

Ist der Vulkanausbruch ein Trousitenschreck?

Der Ausbruch des Eyjafjallajökull 2010 rückte Island medial ins Bewusstseins der Menschen weltweit. Danach kam der Tourismus in Island erst richtig in Fahrt.

Auch die neuerliche Ausbruchsserie rief zunächst viele Besucher auf den Plan. Doch inzwischen sind die Gebiete polizeilich gesperrt oder schlicht zu gefährlich geworden, um als Ausflugsziel zu dienen.

Ein Indiz dafür, dass der aktive Vulkan von Reykjanes seine touristische Anziehungskraft verloren hat, mag sein, dass gerade die Zahl der ausländischen Besucher rückläufig ist.

Ausländer waren für 76% aller Übernachtungen im April verantwortlich. Mit rund 375.000 Übernachtungen lag die Zahl um ganze 15% unter der vergleichbaren Vorjahresmarke.

Die Zahl der Übertnachtungen einheimischer Touristen ging dabei um 4,7% zurück, wie das Statistische Amt meldet. Es sind also vor allem die ausländischen Touristen, die fehlen.

Die Übernachtungszahlen sind in allen Regionen zurückgegangen, insbesondere aber im Osten (-18 %) und Norden (-17 %) des Landes. Die Übernachtungszahlen in der Hauptstadtregion blieben zwischen den Jahren relativ unverändert. Das scheint zwar gegen den Vulkanausbruch als Touristenschreck zu sprechen, da die Erruptionen im Westen, der erweiterten Hauptsatdregion stattfinden, jedoch nur auf den ersten Blick.

Es gibt immer noch viele Vulkanfans, die allein deswegen anreisen, um instagrammable Fotos davon zu schießen, wie sie auf der glühenden Lava Essen zubereiten, jedoch sind die meisten Islandfreunde, die nun ausbleiben, wohl an dem Land und seiner Natur interessiert, nicht speziell an dem Vulkan. Und erst recht nicht an den Mittouristen, die allein wegen des Vulkans anreisen.

Dieser kann in den Flugverkehr eingreifen und die Erreichbarkeit Islands erschweren, zumal der einzige internationale Flughafen des Landes sich in Keflavik befindet, ziemlich genau in der Nähe des Vulkanausbruchs.

Die Rezession hat viele kleine und eine größere Ursache

Das negative Wirtschaftswachstum im ersten Quartal liegt allerdings nicht ursächlich an der Reisebranche. Isländische Experten machen die Fischerei dafür verantwortlich, - es mangele an Fisch, da ist man sich einig.

„Kurz gesagt, die Erklärung ist der Fischmangel in diesem Jahr“, sagt Jón Bjarki Bentsson, Chefökonom der Íslandsbanki gegenüber RUV.is.

"Der Grund liegt einfach darin, dass die Bestände an Fischprodukten, die letztes Jahr nach einer guten Fangsaison beträchtlich waren, jetzt sehr niedrig sind. Der Fisch wird im ersten Quartal eines jeden Jahres gefangen, verarbeitet und bis zum Jahresende exportiert. Der Fischmangel zeigt sich derzeit einfach etwas deutlicher in den Zahlen.“

Bentsson sagt, dass sich der Fischmangel im Jahresverlauf indirekt auf die Wirtschaftszahlen auswirkten, da die Exporterlöse zurückgehen würden.

Zum Thema Tourismus sagt der Volkswirt:

„Wir sehen an den Auswirkungen, dass das Jahr in der Tourismusbranche nicht so gut gestartet ist, wie vielleicht in diesem Winter erwartet", sagt Bentsson.

"Wir haben eine allgemein ungünstige Außenhandelsbilanz. Die Exporte schrumpfen, insbesondere die Dienstleistungsexporte. Das liegt nicht zuletzt daran, dass der Tourismus, der in diesem Bereich als Treiber fungiert, langsamer wächst als erwartet.“

„Aber unserer Meinung nach geben sie den Ton für das an, was dieses Jahr kommen wird, nämlich dass wir ein langsames Wachstum erleben werden. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Exportaussichten schlechter sind als bisher erwartet“, schließt der Experte seine Bewertung.

Unser QUIZ zum Thema ISLAND

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