Symbolträchtige Tierart
Lettland: Die wundersame Rückkehr der blauen Kuh – weit mehr als ein „Muh“ auf der Weide
Dass in Lettland immer mehr blaue Kühe auf der Weide stehen, hat definitiv nichts mit der Marketingmaschinerie eines großen Schokoladenherstellers zu tun. Nein, die lettische blaue Kuh ist real – sie hatte es nur nicht ganz leicht in der Vergangenheit.
Wie die Kühe mit der einzigartigen Fellpigmentierung (meist irgendwo zwischen hellblau und ultramarin) einst den Weg nach Lettland fanden, ist noch nicht abschließend geklärt. Wie gut also, dass an dem Punkt die Legende nachhalf und einfach das nahe Meer verantwortlich für die Fellfarbe machte. Legende halt.
Fakt ist dagegen, dass die blauen Kühe zur Sowjetzeit so gut wie ausgerottet waren. Der Grund: Mit ihrer vergleichsweise geringen Milchproduktion wollten die Kühe nicht zu den planwirtschaftlichen Vorgaben dieser Zeit passen.
Ein Umstand, den die Letten damals als symbolhaften Diebstahl an ihrer Identität verstanden. Die blaue Kuh, ein Politikum. Fast nicht zu glauben.
Nach dem Ende der Sowjetära war der Tierbestand derart dezimiert, dass man ihn fast an einer Hand abzählen konnte. Um die Jahrtausendwende sollen es weniger als 20 gewesen sein.
Die Wende brachte dann 2006 die Gründung eines Verbandes zum Arterhalt der blauen Kuh, dessen Arbeit seit einigen Jahren Früchte trägt. Rund 1.500 Tiere stehen heute wieder auf lettischen Weiden, und das soll erst der Anfang sein.
Die blaue Kuh: Landwirte stehen auf ihren Mutterinstinkt, Gastwirte auf ihren Showeffekt
„Ihre schlimmsten Tage sind vorbei“, sagte Züchter Arnis Bergmanis gegenüber AFP. „Blaue Kühe sind einzigartig und wunderbar. Ich bin sehr froh, dass wir der Tierart wieder zu ihrem alten Bestand verhelfen können“, so der Experte.
In der Regel sind es heute Land- und Gastwirte, die blaue Kühe erwerben. Landwirte, weil die Tiere als sehr robust und überaus sozial gelten. Verstirbt etwa ein „herkömmliches“ Muttertier, springt die blaue Kuh garantiert als Ersatz ein.
Gastwirte haben es dagegen eher auf den Showeffekt abgesehen. Denn klar, die Kinderaugen leuchten, wenn da auf einmal eine blaue Kuh inmitten brauner, schwarzer oder gefleckter Artgenossen steht. Sei‘s drum.
Die Fellpigmentierung wirkt sich übrigens auch auf das Muskelgewebe aus, das Fleisch gilt als besonders dunkel. Für den Massenverkauf ist die Zahl der blauen Kühe zum Glück zu gering. Daher liegen auch keine Erkenntnisse vor, was der Kunde an der Theke zu ihr sagen würde.
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