„Kartoffelanbau ein Glücksspiel“
Zu viel Regen im Osten, zu trocken im Westen: Kartoffelpreise steigen in Lettland
Der starke Sturm mit Rekord-Regenfällen Ende Juli in Lettland hat nicht nur die Raps-, Getreide- und Erbsenernte beeinträchtigt, sondern auch die Kartoffelernte: Auf einigen Höfen in Semgallen – im Osten des Landes – ertranken und verfaulten die Kartoffeln auf dem Feld, während in Lettgallen Trockenheit herrschte. Das meldet der lettische Bauernverband Zemnieku Saeima.
Daher werden in diesem Jahr die Erträge und die Qualität der Kartoffeln geringer ausfallen, während der Preis für die lokalen Kartoffeln steigen wird.
Nach Angaben des Bauernverbandes hat der Sturm Semgallen am stärksten verwüstet, wobei in einigen Teilen von Dobele fast die gesamte Kartoffelernte verdarb. Es gibt jedoch auch Felder in Semgallen, auf denen es keine übermäßige Feuchtigkeit und Fäulnis gibt, da die Kartoffeln auf sandigeren und höher gelegenen Böden gepflanzt wurden.
„Kartoffelanbau ein Glücksspiel“
„Leider ist der Kartoffelanbau ein Glücksspiel – in trockenen Sommern haben diejenigen Glück, die ihre Kartoffeln in den tiefer gelegenen Gebieten anpflanzen, wo es mehr Feuchtigkeit gibt. Aber in Jahren mit viel Regen wachsen die Kartoffeln auf höher gelegenen Feldern besser“, sagt Juris Lazdiņš, der Vorstandsvorsitzende von Zemnieku Saeima, laut der Nachrichtewebsite Jauns.lv.
Der Verband stellt außerdem fest, dass die Lage in Vidzeme (deu.: Livland) relativ stabil ist, da die Niederschläge nicht stark genug waren, um Schäden zu verursachen.
Obwohl die Kartoffelblätter in einigen Gebieten der Region Anzeichen von Fäulnis zeigen, sind die Landwirte zuversichtlich, dass die Ernte insgesamt überdurchschnittlich ausfallen wird und Vorräte angelegt werden können. Dies lässt sich jedoch erst nach einem Monat feststellen, wenn die später reifenden Kartoffelsorten geerntet werden.
Kartoffeln werden wohl teuerer im Winter
Lazdiņš glaubt, dass der Kartoffelpreis im Winter noch höher sein werde.
„Die Landwirte werden zusätzliche Arbeit leisten müssen, um die Kartoffeln mehrmals zu sortieren, um die beschädigten Exemplare auszusondern. Gleichzeitig fallen zusätzliche Kosten für Arbeit und Strom an“, sagt er.
Der Verband weist auch darauf hin, dass Kartoffelfelder derzeit nur gegen Hagelschäden versichert werden können. Um die Kartoffelerzeuger in Zukunft vor erheblichen Verlusten zu schützen, sollten die Versicherer ein Angebot zur Versicherung von Kartoffelfeldern gegen Regen- und Dürrerisiken entwickeln, um die finanziellen Verluste zu mindern, wenn ein Teil der Ernte durch das Wetter beschädigt werde.
Kartoffelpreise auf den Märkten um 10 Cent gestiegen
Die starken Regenfälle haben sich nicht nur auf die Menge und Qualität der Ernte ausgewirkt, sondern auch auf den Preis. Der Preis für Kartoffeln auf den Märkten in Riga liegt derzeit bei 0,65 € pro Kilo, im Vergleich zu 0,55 € im letzten Jahr. In diesem Jahr ist der Preis höher, aber der Wettbewerb ist geringer, weil einigen Betrieben die Kartoffeln ausgegangen sind.
Die Bauern-Saeima ist eine 1999 gegründete Bauernorganisation. Ihr gehören 800 Mitglieder aus kleinen und großen Betrieben in ganz Lettland an. Zusammen bewirtschaften sie mehr als 500.000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche und beschäftigen mehr als 4.000 Menschen, heißt es bei Jauns.