Gefährliche Lage von Hauptstadt Vilnius
Evakuierungsplan in Arbeit: Litauen bereitet sich auf Krieg vor
Auf der Sicherheitskonferenz in München hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Samstag nachdrücklich vor militärischen Vorbereitungen Russlands auf mögliche weitere Konfrontationen gewarnt.

Die Ukraine habe nachrichtendienstliche Erkenntnisse, dass die Führung in Moskau noch in diesem Sommer Soldaten in das verbündete Belarus verlegen wolle, sagte Selenskyj auf der Veranstaltung, die es wahrlich in sich hatte.
Die entscheidende Frage dazu lautet: Was würde Putin mit einer Verlegung von Truppen nach Belarus bezwecken? Einen weiteren Angriff in Richtung der ukrainischen Hauptstadt Kiew? Oder aber einen Griff nach baltischem Territorium, auf das es Russlands Präsident ja ausdrücklich auch abgesehen hat.
Passend dazu erarbeitet die litauische Hauptstadt Vilnius – nur gut 20 Kilometer von der belarussischen Grenze gelegen – aktuell umfassende Evakuierungspläne. Bürgermeister Valdas Benkunskas sagte zu Beginn dieser Woche, der Plan werde dieser Tage finalisiert und mit den Ministerien abgestimmt.
Der Plan sieht vor, dass die Hauptfluchtwege über Straßen und Schienen führen sollen. Der Fluss Neris wird als zusätzliche Option ebenfalls in Betracht gezogen. „Zum Beispiel könnten wir Patienten mit eingeschränkter Mobilität auf Boote setzen, die derzeit am Ufer vor Anker liegen“, fügte er hinzu.
Dies allein zeigt, wie konkret das Denken in Kriegsdimension in Litauen leider ins Zentrum behördlicher Planungen gerückt ist. Nach Lage der Dinge muss es wohl so sein.
„Die Gefahr ist real – und sie kann nur vermieden werden, wenn wir wirklich vorbereitet sind“
„Wir sind die Gemeinde, die der Gefahrenzone am nächsten liegt – der Grenze zu Belarus. Zudem haben wir dicht besiedelte Orte, in denen Evakuierungsmöglichkeiten und alternative Fluchtpunkte eine entscheidende Rolle spielen“, sagt Robert Duchnevič.
Er ist Bürgermeister des Landkreises Vilnius und ist als solcher natürlich tief in die Planungen eingebunden. „Einwohner meines Bezirks müssten im Notfall über die Hauptstadt evakuiert werden“, sagte er gegenüber LRT.lt. Auch dieser Evakuierungsplan werde derzeit finalisiert.
„Wir sprechen darüber schon seit Jahren, aber in der Praxis hat sich nicht viel geändert. Der Hauptgrund ist, dass wir die Bedrohung nicht wirklich ernst genommen haben. Aber die Gefahr ist real. Und sie kann nur vermieden werden, wenn wir wirklich vorbereitet sind“, sagt Verteidigungsexperte Darius Antanaitis.
Die größte Sorge im Falle einer Evakuierung in Vilnius wäre seiner Meinung nach der Verkehrsstau. Es finden derzeit Gespräche statt, wie man die Verkehrskapazität kurzfristig erhöhen kann. Modellprojekte sollen helfen, diese Fragen zu klären.
Zeitgleich arbeitet das Innenministerium an der Finalisierung eines nationalen Evakuierungsplans, der ebenfalls schnellstmöglich vorgestellt werden soll. In Litauen scheint man endgültig dort angekommen, wo man nie wieder hinwollte: Man bereitet sich auf den Krieg vor.