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Derzeit Platz für 55 % der Bevölkerung

Wachsende Kriegsangst: Litauen investiert massiv in Schutzräume

In Litauen ist die Sorge vor einem (mehr oder weniger) baldigen Krieg an der NATO-Ostflanke leider längst mit Händen zu greifen. Ein Beleg dafür ist, dass das baltische Land aktuell massiv in die Errichtung und Erneuerung ziviler Schutzräume investiert.

Kriegsangst Litauen
Schutzräume für den Fall der Fälle sind in Litauen noch recht knappes Gut. Daher investiert die Regierung massiv. (Foto: D. Umbrasas / LRT)

Die Regierung plant, innerhalb von fünf Jahren 1.000 große Schutzräume zu modernisieren. Dafür sind fast 80 Millionen Euro vorgesehen, was für das kleine Land mit lediglich 2,8 Millionen Einwohnern eine enorme Herausforderung darstellt. Finanziell und überhaupt.

Immerhin: Laut dem Innenministerium könnte schon jetzt etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Schutzräumen unterkommen. Aber es gibt Kommunen, in denen diese Quote nicht mal annähernd erreicht wird. Mancherorts fehlt es schlichtweg am notwendigen Platz.

In Panevėžys etwa liegt die Kapazität der verfügbaren Schutzräume bei nur 15 Prozent der Einwohner – der niedrigste Wert unter allen größeren Städten Litauens. Das Problem: Die Stadtverwaltung gibt an, keine weiteren geeigneten Gebäude für Schutzräume zu haben. Nichts geht mehr.

„Wir haben keine Kapazitäten mehr und schauen uns nun Wohnungseigentümergemeinschaften an. Die Menschen müssen sich bewusst sein, dass es sicherer ist, Keller anzupassen, als in ihren Wohnungen zu bleiben“, sagt Justas Laurinavičius, zuständig für Katastrophenschutz in Panevėžys.

Nach Beginn des russischen Großangriffs auf die Ukraine berechnete das Innenministerium, dass Schutzräume in Litauen rund 40 Prozent der Bevölkerung aufnehmen könnten. Inzwischen geht man von Platz für bis zu 1,5 Millionen Menschen aus. Die Quote läge damit aktuell bei rund 55 Prozent.

Litauens Kommunen fordern mehr Unterstützung

Von 60 litauischen Kommunen haben 57 beim Innenministerium Förderanträge zur Einrichtung oder Renovierung von Schutzräumen gestellt. „Es gibt Kommunen, die sich mehr anstrengen müssen. Sie müssen Schutzräume öffnen, entdecken und zur Liste hinzufügen“, sagt Innenminister Vladislav Kondratovič.

In diesem Jahr sollen 300 Schutzräume für 12 Millionen Euro saniert werden, bis 2030 sind es 1.000. Dafür stehen insgesamt 77 Millionen Euro bereit. Mit dem Geld können Kommunen auch Schlafsäcke, Erste-Hilfe-Ausrüstung und Möbel für solche Schutzräume anschaffen.

Das allein zeigt, dass die Sorge vor einem russischen Angriff in Litauen längst auf der Detail-Ebene politischer Planung angekommen ist. Kein Vergleich zu Diskussionen, wie sie derzeit noch in der Mitte Europas geführt werden.

So wurden in Litauen im vergangenen Jahr auch sehr konkrete Vorschriften für Schutzräume in Neubauten erlassen. Elektrizität ist hier nun Pflicht, Heizungen werden empfohlen. Die Räume dürfen nicht abgeschlossen werden, brauchen zwei Ausgänge und dürfen keine Fenster haben.

Viele bestehende Schutzräume befinden sich in Parkhäusern, Kellern oder anderen Bereichen älterer Gebäude – und sind verschlossen. „Diese Schutzräume müssen überprüft werden, das Bewusstsein der Bewohner muss geschärft werden“, sagt Kondratovič gegenüber LRT.

Auch in Lettland ist man längst dazu übergegangen, im Bereich von Schutzräumen aktiv zu werden. Gemeinden prüfen und sanieren die diesbezügliche Infrastruktur. „Schutzraum“-Schilder werden seit Ende 2024 im großen Stil an öffentlichen Gebäuden angebracht.

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