Gelebte Energiekrise
Litauen: Landwirt Vaitelis verbrennt nun sein Getreide, um das Haus zu heizen – „Tut im Herzen weh“
Interessante und zugleich zu Herzen gehende Impressionen aus Litauen über die Bewältigung der Energiekrise: Der Winter steht vor der Tür, weshalb die Agentur Reuters mal in der Provinz nachgeschaut hat, wie man sich hier so auf die kalten Monate einstellt.
Am Beispiel des Landwirts Petras Vaitelis aus Azuolaiciai wird klar, dass die Dinge derzeit alles andere als einfach sind. Denn Vaitelis, der Hafer normalerweise für die Fütterung seiner Schafe und Weizen für die Herstellung von Brot anbaut, verheizt seine Erwerbsgrundlagen nun im Ofen. Weil er muss.
In Normalzeiten heizte der Landwirt mit Holzpellets, deren Preis nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine derart in die Höhe geschossen ist, dass es für kleinere Geldbeutel einfach nicht mehr machbar ist.
Der Grund: Seit die Einfuhr von Holzprodukten aus Russland und Weißrussland von der Europäischen Union sanktioniert wird, sind solche Pellets im Wert um Faktor drei gestiegen – auf etwa 600 Euro pro Tonne. Angesichts des Lohnniveaus in Litauen eine mehr als harte Herausforderung.
„Ich bin Landwirt, deshalb tut es mir im Herzen weh, wenn ich das tue“, so Vaitelis im Interview. Die Abwägung hätte ihm jedoch keine andere Wahl gelassen, da der Verkaufspreis seines Getreides eben nicht um Faktor drei gestiegen ist. Er ist in etwa gleichgeblieben.
Für Vaitelis persönlich nimmt die Krise bizarre Züge an: „Ich verbrenne nun Brot als Brennstoff. Ich wurde geboren, um Getreide für Brot und Lebensmittel anzubauen, aber die Wirtschaftskrise zwingt mich dazu.“
Und es geht weiter: „Ich müsste sechs Tonnen Hafer für eine Tonne Holzpellets verkaufen. Welcher Narr würde also Holzpellets verbrennen und nicht Hafer?“, so seine bittere Analyse, die für seine Schafe die ungeplant vorzeitige Schlachtung bedeutete, wie Reuters berichtet.
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