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„Hatte keinen Kontakt zum Geheimdienst“

Litauens Präsident dementiert KGB-Gerüchte rund um Studienzeit in Deutschland

In Litauen sind an diesem Donnerstag Informationen an die Öffentlichkeit gelangt, die Staatspräsident Gitanas Nausėda zu einem öffentlichen Dementi veranlasst haben. Im Fokus: eine jahrzehntealte Akte des Sowjet-Geheimdienstes KGB, die seinen Namen trägt.

Gitanas Nausėda
Litauens Präsident Gitanas Nausėda sieht sich seit dieser Woche mit KGB-Gerüchten konfrontiert. Sein Dementi kam schnell, aber die Sache köchelt. (Foto: Valsts prezidents / CC BY-NC-SA 2.0)

Aufgetaucht ist das Dokument jüngst in einem litauischen Sonderarchiv (Lietuvos ypatingasis archyvas). Im Raum steht seither die Frage, ob Nausėda in jungen Jahren in direktem Kontakt zum KGB stand. Und wenn ja, in welchem.

Man kann sich leicht ausmalen, dass das Ganze für den Präsidenten eine pikante Angelegenheit ist – noch dazu im Jahr vor seiner möglichen Wiederwahl. Zugleich ist es eine Zeitreise, die nach Deutschland führt, wo Nausėda ab 1990 für zwei Jahre studierte.

Es geht um Nausėdas Studium von 1990 bis 1992 an der Universität Mannheim

An der Universität Mannheim, um genau zu sein, wofür es als Bewilligung natürlich auch in der damaligen Sowjetrepublik Litauen allerhand Papierkram und Stempel von unterschiedlichsten Stellen brauchte. Genau hier kommt der KGB ins Spiel.

„Ich habe von 1990 bis 1992 an der Universität Mannheim in Deutschland studiert. Im Vorfeld habe ich ausschließlich mit Mitarbeitern des litauischen Bildungsministeriums und Vertretern der Universität gesprochen“, schrieb Nausėda dazu auf Facebook.

„Mit KGB-Offizieren habe ich weder über das Studium in Deutschland noch über andere Themen gesprochen“, so Nausėda weiter, der zudem angab, seine Ausreise nach Deutschland sei auf Anfrage des Bildungsministeriums und im Austausch (Fragebogen) mit dem Innenministerium erfolgt.

Jedoch geht aus dem Fragebogen hervor, dass die Erlaubnis zur Ausreise nach Deutschland eben auch vom KGB erteilt wurde, das entsprechende Dokument ist auf den 15. Januar 1990 datiert. Damit verbunden die Frage: Geschah dies ohne Kontakt und Rücksprache mit Nausėda?

„Der Bogen wurde ohne meine Beteiligung ausgefüllt, aber der Antrag wurde vom Bildungsministerium gestellt, was genau so auf dem Papier steht“, beteuert der Präsident – und erhält formal Zustimmung von Kęstutis Remeika, dem stellvertretenden Direktor des Sonderarchivs.

„Jeder, der ins Ausland reiste, musste früher zur Visaregistrierungsabteilung des Innenministeriums gehen und ein Antragsformular ausfüllen, von dem eine Kopie auch an den KGB ging“, sagt Remeika. Und tatsächlich, im KGB-Archiv gebe es diesbezügliche Dokumente zu Nausėda.

Bis dato ist unklar, ob es im Archiv noch mehr KGB-Dokumente zu Nausėda gibt

„Es gab Zehntausende solcher Dokumente, und eines davon wurde eben für den Präsidenten aufbewahrt“, schildert Remeika, dem zufolge aber noch nicht geklärt sei, ob es im Archiv noch mehr Vermerke oder gar Fallakten zu Nausėda gebe. Man habe bis dato einfach nicht danach gesucht.

Für Nausėda ist es bereits die zweite Sache mit Geschmäckle binnen weniger Tage. Denn laut LRT.lt musste das Präsidialamt letzte Woche bestätigen, dass Nausėda im Mai 1988 der Kommunistischen Partei der Sowjetunion beigetreten war.

Nach Bekanntwerden dieser Tatsache bezeichnete der Präsident dies als einen jugendlichen Fehler und sagte, die Offenlegung habe wohl mit dem politischen Wettbewerb und den Präsidentschaftswahlen im Jahr 2024 zu tun.

So oder so: Die Themen sind nun in der Welt, und Nausėda musste jeweils reagieren, ohne zuvor von sich aus reinen Tisch gemacht zu haben. Es soll schon Fälle gegeben haben, bei denen Politiker in einer solchen Konstellation zunächst die Kontrolle und dann ihr Amt verloren.

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