Verkauf erschwert durch Sanktionen
Russische Immobilien in Litauen: Tausende Objekte stehen leer
Russische Staatsbürger besitzen weiterhin mehr als 9.000 Immobilien in Litauen, doch viele von ihnen stehen aufgrund strenger Reisebeschränkungen ungenutzt leer. Gleichzeitig könnte der Verkauf dieser Objekte durch Bankensanktionen erheblich erschwert oder gar unmöglich sein.
Litauische Ostseeküste einst begehrtes Ziel für russische Käufer
Die Küstenregion Litauens war lange Zeit ein beliebtes Urlaubsziel für wohlhabende Russen. Doch mit den verschärften Einreisebeschränkungen nach Beginn des Krieges in der Ukraine haben viele Eigentümer keinen Zugang mehr zu ihren Immobilien. Einige von ihnen hoffen auf eine politische Wende, wie das litauische Nachrichtenportal LRT berichtet.
Ona Mackevičienė, Inhaberin der Immobilienagentur Rolijona, verweist gegenüber LRT auf ein luxuriöses Gebäude an der Birutės-Allee im litauischen Seebad Palanga: „Ich weiß, dass hier einige Russen Immobilien besitzen. Sie wollen nicht verkaufen, sie warten auf bessere Zeiten.“
Laut dem litauischen Zentrum für Registereintragungen konzentriert sich der russische Immobilienbesitz vor allem auf die Städte Vilnius, Visaginas und Klaipėda.
Verkauf möglich – aber mit Hindernissen
Während viele russische Eigentümer, die ihre Immobilien verkaufen wollten, dies bereits getan haben, gestaltet sich der Verkauf für verbliebene Besitzer zunehmend schwierig. Zwar gibt es Interesse von Käufern, die auf Schnäppchen hoffen, doch die Abwicklung der Transaktionen ist kompliziert.
„Manche junge Leute kommen zu uns und denken, dass es viele Wohnungen in russischem Besitz gibt, die sie günstig erwerben können. Doch das ist nicht so einfach“, betont Mackevičienė.
Rechtlich gesehen gibt es keine direkten Beschränkungen für den Verkauf von Immobilien durch russische Staatsbürger, sofern sie nicht unter individuelle Sanktionen fallen. „Ein russischer Staatsbürger kann sein Eigentum in Litauen grundsätzlich frei veräußern“, bestätigt Marius Stračkaitis von der Notarkammer gegenüber LRT.
Allerdings gibt es erhebliche technische Hürden. Seit 2022 gelten in Litauen strenge Regeln für Barzahlungen: Transaktionen über 5.000 Euro müssen über Banken abgewickelt werden. Das Problem: Fast alle russischen Banken sind aufgrund von Sanktionen vom internationalen SWIFT-Zahlungssystem ausgeschlossen.
„Um eine Immobilie zu verkaufen, muss ein russischer Staatsbürger ein Konto bei einer nicht sanktionierten Bank im Ausland haben. Andernfalls gibt es keine Möglichkeit, das Geld zu überweisen“, erklärt Stračkaitis.
Sanktionen zeigen Wirkung
Mindaugas Statulevičius, Präsident des Verbandes für Immobilienentwicklung, sieht in den Hürden einen Beweis für die Effektivität der Sanktionen.
„Der Verkauf von Immobilien durch russische Eigentümer ist erschwert. Dies zeigt, dass die Maßnahmen unserer Regierung zur Einschränkung von Immobilientransaktionen mit Bürgern unfreundlicher Drittstaaten wirken“, sagte er gegenüber LRT TV.
Während die meisten russischen Immobilien in Litauen weiterhin ungenutzt bleiben, bleibt unklar, ob sich für betroffene Eigentümer in absehbarer Zeit eine Lösung ergibt – oder ob sie langfristig auf ihren Investitionen sitzen bleiben.
Ob es nach dem Ende des Krieges ein „weiter wie vor dem Krieg“ gibt, ist unwahrscheinlich. Die Russen haben ihren Ruf auf unabsehbare Zeit in Europa ruiniert. Selbst nach Ende des Krieges, ist es vorstellbar, dass Sanktionen gegen Russland bestehen bleiben, das die Kriegsverbrechen der Russen damit nicht vom Tisch sein würden.