Zu Gast im historischen Zentrum der Stadt
Sehenswürdigkeiten in Kaunas: große Vielfalt
Am Zusammenfluss von Nemunas und Neris wird mit Sehenswertem nicht gespart. Die Altstadt von Kaunas, das historische Zentrum der Stadt, trägt mittelalterliche Züge: Zu nennen ist natürlich das seinem Ursprung nach gotische Rathaus (um 1540 erbaut) mit seiner Renaissance-Fassade.
Von der Bevölkerung wird es liebevoll „Weißer Schwan“ genannt. Und in der Tat, mit seinem in die Länge gezogenen Turm erinnert der schneeweiße Bau im Herzen der Stadt bisweilen wirklich an den erhabenen Wasservogel.
Ein weiteres Highlight ist das backsteinerne Perkunas-Haus, das sich quasi auf der Rückseite der Franziskuskirche befindet. Hier, rund um den Rathausplatz, pulsiert das Großstadtleben in all seinen Zügen.
Die Neustadt bildet hierzu den passenden architektonischen Kontrast. Entstanden ist das Gebiet zwischen Nemunas-Ufer und Bahnhof bereits im 19. Jahrhundert.
Es trägt jedoch auch die Züge des vergangenen Jahrhunderts, als Kaunas für rund zwei Dekaden zur litauischen Hauptstadt erhoben wurde (20er und 30er Jahre).
Die hierdurch angelockten Gelder und kulturellen Strömungen bescherten dem „neuen“ Kaunas eine vielfältige architektonische Mischung. Der Jugendstil ist die wohl bekannteste Prägung dieser Zeit.
Die Liste der sehenswerten Örtlichkeiten ist lang: Neben den bereits genannten Exempeln zählen sicherlich die Laisves-Allee (erste sowjetische Fußgängerzone, 1982 eingeweiht), das Neunte Fort (19. Jahrhundert) samt Geschichtsmuseum oder der herrschaftliche ehemalige Präsidenenpalast am Übergang zur Neustadt.
Es gibt zudem ein großes Angebot an Museen, für die Freunde ausgedehnter Spaziergänge hält die Stadt eine Reihe schöner Parks bereit, deren größter sich auf einer Insel inmitten der Memel (Nemunas) befindet.
Gegenüber (bei der Aleksotas-Brücke) führt bzw. fährt eine alte Zahnradbahn ihre Gäste auf eine Anhöhe, von der man einen herrlichen Panoramablick über Kaunas genießen kann. Sie sehen, es gibt viel zu entdecken…
Die Altstadt von Kaunas – das Schmuckkästchen
Die Altstadt von Kaunas ist ein echtes Schmuckkästchen. Zwar ist deutlich zu erkennen, dass Verfall und kriegsbedingte Zerstörungen für den in die Jahre gekommenen Stadtkern nicht ohne Folgen geblieben sind.
Doch seit der litauischen Unabhängigkeit Anfang der 90er Jahre sind viele Bauten prächtig restauriert worden.
Ein Großteil der alten Bausubstanz konnte dadurch dankenswerterweise gerettet werden. Hiervon profitiert Kaunas in touristischer Hinsicht ungemein.
Das Zentrum der Altstadt bildet wie so oft in mittelalterlichen Baustrukturen der Rathausplatz, auf dem sich weithin sichtbar das Leben der litauischen Kulturhochburg bündelt.
Die gotische St.-Peter-und-Paul-Kathedrale (1413), die spätbarocke Franziskuskirche (1725) und das unter der Bezeichnung „Weißer Schwan“ bekannt gewordene Rathaus (1542) dominieren den Platz.
Vom wirtschaftlichen Aufstreben und Blühen der Stadt zeugen die ebenfalls am Rathausplatz gelegenen Kaufmannshäuser, die in ihrer ursprünglichen Form allesamt irgendwo zwischen dem 16. und dem 17. Jahrhundert entstanden sind.
Wie gesagt: Nur die wenigsten historischen Gebäude der Altstadt sind im Laufe der Zeit ohne Facelifting ausgekommen.
Der Stimmung auf und um den Rathausplatz tut dies freilich keinen Abbruch, im Gegenteil. Die Menschen – Einheimische und Touristen – scheinen sich im Zentrum von Kaunas pudelwohl zu fühlen.
Und vor allem an den Wochenenden wäre das häufig bemühte Bild einer „pulsierenden Atmosphäre“ sicherlich nicht zu Unrecht gewählt, wollte man die sich bietenden Eindrücke knapp auf den Punkt bringen.
Das künstlerische Kaunas wird indes durch eine beachtliche Anzahl von Ateliers und Galerien repräsentiert.
Ein Stück weiter über die mit Kopfstein gepflasterten Wege der Altstadt gelangt man am Ufer der Neris an die Ruine der ehemals mächtigen Burg von Kaunas, die als das älteste Bauwerk der Stadt firmiert. Sie wurde zu „Lebzeit“ mehrfach umgebaut, zerstört, erneuert und erweitert.
Doch mit Beginn des 17. Jahrhunderts schienen Aufwand und Nutzen für die hiesigen Machtahber nicht mehr in Einklang zu stehen, weshalb die Feste nach und nach verfiel. Dennoch bieten die vorhandenen Überreste allemal genügend Anreiz für einen kurzen Abstecher.
Empfehlenswert ist zudem der Gang über die Aleksotas-Brücke (Aleksoto tiltas) auf das gegenüberliegende Memel-Ufer, von wo aus zwei alte Zahnbahnen interessierte Besucher auf einen der schönsten Besichtigungspunkte weit und breit fahren.
Die Hochterrassen oberhalb des Memeltales können einen schönen Kontrast zum Altstadt-Trubel oder einer Shopping-Tour durch die nicht minder interessante Neustadt darstellen.
Die Forts von Kaunas
Das neunte (IX.) Fort von Kaunas dient heute als Mahnmal gegen den im 2. Weltkrieg auch in Litauen mit bestialischer Systematik verübten Mord an zigtausend Juden und anderen verfolgten Teilen der Bevölkerung. In dem von den Nazis in den Jahren 1941 bis 1944 als Konzentrationslager genutzten Komplex im Nordwesten der Stadt fanden bis zu 50.000 Menschen (darunter mindestens 30.000 Juden) den Tod. Das heutige Museum dokumentiert die Rolle der Stadt im Holocaust in schonungsloser Detailtreue.
Ursprünglich dienten die ab 1882 errichteten Forts der Stadt als zaristischer Schutz gegen das 1871 gegründete Deutsche Reich. Kaunas war zu dieser Zeit Grenzposten des russischen Machtbereichs, sodass eine militärische Befestigung in großem Umfang aus Sicht von Zar Alexander II unumgänglich erschien. 1880 verabschiedete er einen entsprechenden Plan, in dessen Folge Kaunas in mehreren Schritten zu einem Bollwerk gegen den befürchteten Expansionswillen des Deutschen Kaisers ausgebaut werden sollte.
sh