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Blick auf die kulturelle Szene in Litauen

Theater und Musik in Litauen: mit viel Herz

Im vergleichsweise kleinen Litauen gibt es 13 Staatstheater, wobei numerisch das Dramen- gegenüber dem Musiktheater dominiert. Hinzu kommt eine Reihe privatwirtschaftlich betriebener Schauspielhäuser, die sich mit ihren nicht selten avantgardistischen Programmen ebenfalls zu behaupten wissen. Das gebotene Spektrum ist sehr vielfältig. Das litauische Publikum dankt es.

vilius philharmonie
Die Litauische Nationalphilharmonie in Vilnius. (Foto: Peggy_Marco)
Theaterspiele haben in Litauen lange Tradition. Schon 1570 fand im Palast des Königs zu Vilnius die erste Aufführung statt, womit eine zwar immer wieder (kriegerisch) unterbrochene, im Grunde aber dennoch nachhaltige Erfolgsgeschichte eingeleitet wurde.

Heute, daran kann kein Zweifel bestehen, sind litauische Regisseure international gefragt. Tendenz steigend…

Der Grund: Inzwischen hat sich das Litauische Theater im weltweiten Geschehen als sehr lebendige und innovative Szene hervorgetan. Namen wie Eimuntas Nekrosius, Rimas Tuminas oder Oskaras Korsunovas gehören der „Belle Etage“ des europäischen Theaters an.

Nekrosius beispielsweise ist für seine hervorragenden Umsetzungen der Shakespeare-Stücke Hamlet und Macbeth bekannt.

Dass das litauische Theater ausgerechnet im ungeliebten Russland seine größten internationalen Freunde zu haben scheint, kann dabei nur als eine tragikkomische Randnotiz festgehalten werden. Denn auch in Frankreich, Italien, Spanien oder Deutschland gewinnt es mehr und mehr an Renommee.

Außereuropäisch machten litauische Stars zuletzt in den USA, in Kanada und im asiatischen Raum von sich reden. Weltumspannender Erfolg.

Ob die Eigenkompositionen litauischer Künstler irgendwann ebenfalls den Sprung auf die Weltbühne schaffen, ist derzeit noch nicht absehbar.

Sicherlich gibt es mit Osvaldas Balakauskas, Algirdas Martinaitis oder Mindaugas Urbaitis international arrivierte Größen, doch in der Regel finden litauische Werke noch in kleinerem Rahmen statt.

Oder eben auf den heimischen Bühnen in Kaunas, Marijampole, Klaipeda, Alytus oder Siauliai.

Die Qualität für großen internationalen Erfolg ist zweifelsfrei vorhanden, maßgeblich begünstigt durch die üppigen staatlichen Zuwendungen in puncto Nachwuchsförderung. Man darf also gespannt sein, was das litauische Theater in den kommenden Jahren hervorbringen wird.

Musik in Litauen – Eine alte Vorliebe des Landes

Klassische musikalische Darstellungen haben in Litauen lange Tradition. Die ersten Opernaufführungen fanden bereits zu Anfang des 17. Jahrhunderts statt.

Kaum ein Land der Erde hat diesbezüglich eine längere Historie vorzuweisen. Überhaupt war das Opern-Genre erst wenige Jahrzehnte zuvor entstanden.

Im Verlauf des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts etablierte sich in Litauen das auf der finanziellen Bewilligung einflussreicher Gruppierungen basierende Hoftheater.

Die Eröffnung des Litauischen Nationaltheaters für Oper und Ballett (ursprünglich in Kaunas) zu Beginn der 1920er Jahre stellte einen weiteren Meilenstein in der musikalischen Innen- und Außendarstellung des Landes dar.

Bis heute werden auf den führenden Bühnen des Landes jährlich neue Theater- und Ballettstücke uraufgeführt. Die allgemeine Wertschätzung für Tanz und Gesang garantiert dem begeisterten Publikum dabei einen nicht nachlassende Förderung bzw. Entdeckung neuer Talente.

Ab dem Frühjahr finden in Litauen zahlreiche Musik-Festivals statt, häufig unter freiem Himmel. Im Zentrum dieser Bewegung steht die Hauptstadt Vilnius, die in den warmen Monaten des Jahres einen wahren Marathon an musikalischen Veranstaltungen beheimatet.

Das öffentliche Interesse ist derart groß, dass regelmäßig auch internationale Größen nach Litauen reisen, um das Publikum mit klassischen oder modernen Darbietungen zu beglücken.

Einige der bekantesten Festivals sind: das Thomas-Mann-Festival auf der Kurischen Nehrung in Nida, das Vilnius-Festival oder die international anerkannten Jazzfestivals in den Städten Kaunas, Vilnius, Klaipeda und Birstonas.

Hinzu kommen: das Klassik-Festival in Pazaislis, das Kaunas-Festival der jungen Musik(er) oder das „Naujasis Baltijos Sokis“-Tanzfestival. Über alle genannten Events hält der Staat seine schützende Hand.

Nicht selten umfassen die Musikfeste über 100 Konzerte, womit der zuletzt genannte Begriff „Marathon“ wahrlich nicht vermessen erscheint, im Gegenteil.

konstantinas ciurlionis
Litauischer Komponist und Maler: Mikalojus Konstantinas Čiurlionis. (Foto: S. Fleury)
Kirchenmusik, Klavierkonzerte mit und ohne Chorbegleitung, Altbekanntes, Avantgardistisches, Improvisiertes, Jazz – in Litauen findet jedes Genre sein (dankbares) Publikum.

Die singende Revolution wurde im Baltikum zu einem Synonym für Freiheit und Fortschritt, weshalb Musik in Litauen bis heute stets mehr zu bewegen vermag als in anderen Staaten. Die Förderung und Wahrung der (professionellen) musikalischen Landschaft findet auf höchster politischer Ebene statt.

Doch auch im häuslichen Bereich finden viele Litauer Zugang zum Musizieren. Abendliche Gesangsdarbietungen im privaten Rahmen sind keine Seltenheit.

Stellvertretend für den hohen gesellschaftspolitischen Stellenwert der Musik in der Ostsee-Region sei erwähnt, dass die großen Sängerfeste der baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen einen Platz im Kulturerbe der UNESCO gefunden haben.

Sie finden alle vier Jahre statt und ziehen nicht nur nationale, sondern auch internationale Besucher in ihren Bann.

Weiterführende Informationen:

Webseite der Litauischen Nationalphilharmonie: www.filharmonija.lt (auf Englisch)

sh

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