Kormotech baut neue Fabrik für 60 Millionen Euro
Ukrainische Investitionen fließen in Mengen nach Litauen
Litauen entwickelt sich zunehmend zu einem bevorzugten Standort für ukrainische Unternehmen. Jüngstes Beispiel: Der Tierfutterhersteller Kormotech investiert 60 Millionen Euro in den Bau einer neuen Fabrik in der Freien Wirtschaftszone Kėdainiai. Die Anlage soll über 200 neue Arbeitsplätze schaffen und die Produktionskapazität des Unternehmens verdoppeln.
„Das neue Werk wird etwa 220 bis 250 Mitarbeiter beschäftigen und die doppelte Produktionskapazität unserer ersten Anlage haben“, erklärte Rostyslav Vovk, Vorstandsvorsitzender von Kormotech, laut LRT.
Ukrainische Unternehmen entdecken Litauen
Laut dem litauischen Wirtschafts- und Innovationsministerium ist Kormotech das achtgrößte ukrainische Unternehmen, das in Litauen investiert hat. Insgesamt sind in Litauen derzeit rund 2.600 ukrainische Firmen aktiv – über 400 davon wurden nach der vollständigen russischen Invasion im Jahr 2022 gegründet. Allein im vergangenen Jahr kamen 280 neue Unternehmen hinzu.
Ein weiteres großes Projekt ist der geplante Bau einer Sprengstofffabrik, für den bereits eine Absichtserklärung mit einem ukrainischen Unternehmen unterzeichnet wurde.
„Die gesamten Direktinvestitionen aus der Ukraine haben inzwischen 120 Millionen Euro überschritten und wachsen weiter. Das zeigt, wie wichtig die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern geworden ist“, betonte Litauens Wirtschaftsminister Lukas Savickas, laut LRT.
Wandel in der Investorenstruktur
Elijus Čivilis, Generaldirektor von Invest Lithuania, der nationalen Agentur zur Förderung ausländischer Investitionen, hob die Besonderheit dieses Trends hervor:
„Investitionen aus der Ukraine sind für Litauen noch relativ neu. In der Vergangenheit kamen die größten Investoren meist aus Deutschland, den USA oder den skandinavischen Ländern.“
Auch für die Ukraine hat die Expansion nach Litauen Vorteile, betonte der ukrainische Agrarminister Vitaliy Kovaly. „Es ist entscheidend, dass Europa die Ukraine als Wertschöpfer in der Wirtschaft anerkennt.“
Bald auch Rückkehr zu Investitionen in der Ukraine
Rostyslav Vovk unterstrich, dass die Entscheidung, zunächst in Litauen zu expandieren, eine Vorsichtsmaßnahme aufgrund des Krieges gewesen sei. „Wir haben uns vor etwa anderthalb Jahren entschieden, die potenziellen Risiken zu verteilen. Aber ich kann Ihnen versichern, dass unsere nächste Fabrik in der Ukraine gebaut wird.“
Trotz des anhaltenden Krieges verbessert sich die Lage für Investoren in der Ukraine langsam wieder, sagen Unternehmensvertreter. Die langfristige Rückkehr in die Heimat bleibt das erklärte Ziel.
Wirtschaftliche und soziale Integration
Seit Beginn des Krieges hat Litauen nicht nur als Wirtschaftsstandort, sondern auch als Zufluchtsort für ukrainische Flüchtlinge eine zentrale Rolle gespielt. Über 90.000 Menschen aus der Ukraine haben in Litauen Zuflucht gefunden.
Ihre wirtschaftliche Integration ist bereits spürbar: Die ikrainishce-stämmigen Steuerzahlungen in Litauen belaufen sich mittlerweile auf mehr als 200 Millionen Euro.
Mit zunehmenden Investitionen und einer engeren wirtschaftlichen Verzahnung könnte die Zusammenarbeit zwischen Litauen und der Ukraine in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen – und das nicht nur für die beiden Länder, sondern für die gesamte europäische Wirtschaft.