„Politisch nicht den Stecker gezogen“
Norwegen: 31 Ölgesellschaften wollen neue Fördergebiete vor der Küste erschließen
Nach Angaben des norwegischen Energieministeriums haben in einem laufenden Lizenzierungsverfahren 31 Ölgesellschaften Angebote für die Erschließung neuer Explorationsgebiete vor der Küste abgegeben.
Interessant ist das unter anderem deshalb, weil in Norwegen kürzlich Wahlen waren. Das konservative Lager erlitt dabei eine herbe Niederlage, die langjährige Regierungschefin Erna Solberg – eher eine Freundin der Ölindustrie – muss gehen. Das Pendel schwingt nach links.
Aber der grüne Durchbruch, den viele Analysten unter dem Motto „Klimawahl“ prophezeit hatten, fand eben auch nicht statt. Im Ergebnis schnitten die Grünen deutlich schlechter ab, als man es ihnen zugetraut hatte.
Nun orakeln landesweit die politischen Beobachter, wie das zu erklären sei angesichts immer neuer Rekorde beim Verkauf von E-Autos. Ganz einfach, urteilt The Local in einem Kommentar zur Wahl:
„Wahlen, bei denen es um Umweltfragen geht, sind in Norwegen nichts Neues. Die entscheidenden Parteien sind aber noch nicht in der Lage, die Wähler dazu zu bringen, dem Ölsektor den Stecker zu ziehen.“
Hintergrund ist der, dass rund 180.000 Menschen in Norwegen noch immer direkt vom Ölgeschäft abhängig sind. Zudem macht der Sektor etwa 14 Prozent des norwegischen Bruttoninlandsprodukts (BIP) aus. Too big to fail, sozusagen.
Daher sei die Forderung der Grünen, die Ölförderung in Norwegen bis 2035 ultimativ zu beenden, nicht nur für mögliche Koalitionspartner, sondern auch fürs Wahlvolk eine Nummer zu dick gewesen.
Sowohl die Konservativen als auch die bei den Wahlen siegreichen Sozialdemokraten favorisieren einen deutlich moderateren Kurs, was das Ende der norwegischen Ölforderung betrifft.
Damit dürfte das Lizenzierungsverfahren für die neuen Explorationsgebiete geräuschloser verlaufen, als man vor der Wahl hätte annehmen dürfen. Zu den Bewerber-Unternehmen gehören Equinor, Aker BP, ConocoPhillips und Lundin Energy.
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