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Auswirkungen aufs Klima noch ungewiss

21.000 Risse im Meeresboden: Aus der Barentssee entweicht Methan

Der Meeresboden in Teilen der Barentssee ist von Rissen durchzogen. Aus vielen dieser Risse entweicht neuen Forschungsergebnissen zufolge Methan und bildet regelrechte Gassäulen, die aus dem Meeresboden aufsteigen.

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Aus 21.000 Rissen im Meeresboden der Barentssee entweicht Methangas. (Grafik: Serov et al., 2024 / CC BY 4.0)

Methangas ist zwar ein wichtiger Bestandteil des Erdgases, das von Ölplattformen gefördert wird. Doch diese Emissionen sind natürlich und nicht industriell bedingt. Das Gas entweicht aus großen Öl- und Gasreservoirs unter dem Meeresboden und tritt aus Verwerfungen aus.

Bei Untersuchungen wurden nun über 21.000 Stellen identifiziert, an denen das Gas aus dem Meeresboden aufsteigt. Diese Erkenntnis wird in einer neuen Studie beschrieben, die kürzlich in Frontiers in Earth Science veröffentlicht wurde.

„Dieses Gebiet ist einzigartig, weil es so viele natürliche Leckagen gibt“, sagt Monica Winsborrow. Sie ist außerordentliche Professorin an der UiT The Arctic University of Norway und eine der Forscherinnen hinter der neuen Studie.

Die Wissenschaftler schätzen, dass jedes Jahr etwa 10.000 Tonnen Methan durch die Risse in den Ozean entweichen. Ein entscheidender Faktor für die hohe Leckage ist scheinbar, dass mehrere Eiszeiten den Meeresboden erodiert haben.

Erosion am Meeresboden durch die Effekte mehrerer Eiszeiten

„Im Laufe von zwei Millionen Jahren sind mehrere Eisschilde gewachsen und wieder verschwunden. Das hat den Meeresboden erodiert, sodass die Kohlenwasserstoffe immer näher an die Oberfläche gelangen konnten“, sagt Monica Winsborrow.

Die Studie basiert auf einer groß angelegten Kartierung des Meeresbodens um Norwegen, genannt Mareano, die vom Geologischen Dienst Norwegens (NGU) durchgeführt wurde. Diese Forschung bildet einen wichtigen Teil der Wissensbasis für den Meeresbodenbergbau.

Die Forscher sind sich allerdings nicht sicher, wie viel dieses Methans in die Atmosphäre gelangt. Als wahrscheinlich wird angesehen, dass es nur geringe Mengen sein könnten. Laut den Schätzungen dürften es 0,05 Prozent der gesamten Methanemissionen sein.

Der weitaus größte Teil des Methans wird hingegen von Mikroben verbraucht, die auf dem Meeresboden leben. Ein weiterer Teil wird von den Meeresströmungen weggetragen. So klingen jedenfalls die harmlosen Theorien.

In der Rechnung gibt es noch viele Unbekannte

Monica Winsborrow merkt jedoch an, dass es noch viele Unbekannte gibt. So zum Beispiel die Frage, wie diese Emissionen im Laufe des Jahres variieren – und ob sich die mikrobielle Aktivität am Meeresgrund mit den Jahreszeiten ändert.

Daher sind genauere Luftmessungen über diesen Meeresgebieten zu verschiedenen Jahreszeiten erforderlich, um die Prozesse besser zu verstehen. Insgesamt schätzen Forscher, dass global jedes Jahr etwa 600 Millionen Tonnen Methan in die Atmosphäre gelangen. 40 Prozent davon menschgemacht.

Während Kohlendioxid das am häufigsten diskutierte Treibhausgas ist, spielt auch Methan eine bedeutende Rolle bei den globalen Emissionen. Methan ist nämlich weitaus effektiver als CO2, wenn es darum geht, Wärme zu speichern, was es zu einem viel stärkeren Treibhausgas macht.

Mit anderen Worten: Es wäre gut, wenn die Forscher ihre vergleichsweise harmlosen Indizien durh genauere Untersuchungen klar und deutlich belegen könnten. Für abschließende Entwarnung aus der Barentssee scheint es noch zu früh. Jede Tonne Methan zählt.

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