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Neue Technik soll Tiere rechtzeitig vertreiben

Bahn testet Wolfsgeheul, um Wildtiere von Gleisen fernzuhalten

Jeden Winter werden Bahngleise in Norwegen zur tödlichen Falle für Wildtiere. Elche und Rentiere zieht es bei ihren Wanderungen auf die Gleise, da es dort leichter ist, voran zukommen, als im Unterholz des Waldes – oft mit fatalen Folgen. Züge fahren schnell und leise, brauchen teils bis zu einem Kilometer zum Stoppen. Die Zahl der Kollisionen ist hoch. Nun will Bane Nor etwas gegen die Zusammenstöße mit Wildtieren unternehmen.

Elche in Norwegen
Tierkollisionen auf Bahngleisen sind ein großes Problem. Bane NOR testet jetzt verschiedene Abschreckungsgeräusche, um Elche von den Gleisen zu vertreiben, bevor der Zug eintrifft. (Foto: Anders Haakonsen Anders Haakonsen / Bane Nor)
Forschungen legen nahe, dass Elche betsimmte Geräusche als besonders unangehm empfinden – das könnte ihnen in Zukunft das leben retten. Die norwegische Bahn und Wissenschaftler testen nun, welche Geräusche am besten wirken, um die Tiere von den Gleisen fernszuhalten.

„Zusammenstöße mit Wild sind ein ernstes Problem. Sie verursachen großes Tierleid, belasten Lokführer, Bahnpersonal und Tierfreunde und führen zu Schäden an Zügen sowie Verspätungen“, erklärt Laila Gaup Remmen, Linienmanagerin der Nordlandsbanen bei Bane Nor.

Neue Technik soll Tiere rechtzeitig vertreiben

Um die Zahl der Unfälle zu senken, setzt Bane Nor auf eine neue Methode: Bestimmte Geräusche sollen Wildtiere von den Schienen verscheuchen, bevor ein Zug sie erreicht. In Zusammenarbeit mit Forschern der Institute von Ruralis und NIBIO wurden drei Züge der Nordlandsbanen mit Schallgeräten ausgerüstet.

„Wir testen verschiedene Geräusche und analysieren, welche die Tiere am schnellsten zur Flucht bewegen“, sagt Aina Winsvold, Forscherin bei Ruralis. Zum Einsatz kommen sowohl natürliche Laute – etwa Wolfsgeheul, Hundegebell oder menschliche Stimmen – als auch künstliche Geräusche wie Sirenen und Druckluftsignale.

Der Mechanismus ist einfach: Entdeckt ein Lokführer Wild auf den Gleisen, kann er per Knopfdruck einen zehnsekündigen Warnlaut abspielen. Die Reaktion der Tiere wird gefilmt und wissenschaftlich ausgewertet.

Militärtechnologie im Einsatz

Frühere Tests zeigten, dass herkömmliche Zughupen kaum Wirkung haben.

„Die Tiere erkennen die Richtung der Gefahr nicht und reagieren oft zu spät“, so Winsvold. Studien deuten darauf hin, dass natürliche Laute, besonders menschliche Stimmen, deutlich effektiver sind.

Die größte Herausforderung war die Wahl der richtigen Technik.

„Die Geräte müssen hohen Geschwindigkeiten und Luftwiderstand standhalten, und der Schall muss sich effektiv verbreiten. Am Ende haben wir uns für einen militärischen Lautsprecher entschieden“, erklärt Winsvold.

Automatische Wildwarnung als nächste Stufe

In einem nächsten Schritt soll das System in weiteren Zügen installiert werden, um mehr Daten zu sammeln. Zudem arbeiten die Forscher an einer automatischen Erkennung von Wildtieren. Künftig könnte das System selbstständig Tiere erfassen und einen passenden Warnton abspielen – abgestimmt auf die jeweilige Art, sei es Elch, Rentier oder Hirsch.

„Das könnte wertvolle Sekunden sparen und viele Leben retten“, betont Winsvold. „Um solche Technologien in den Bahnbetrieb zu integrieren, braucht es jedoch gezielte Investitionen.“

Forschung für tierschonende Lösungen

Wildunfälle sind nicht nur ein ethisches, sondern auch ein infrastrukturelles Problem. Die bisherigen Maßnahmen – vor allem Wildschutzzäune – sind teuer und schränken die Bewegungsfreiheit der Tiere ein.

„Zäune sind oft nicht lückenlos, und Tiere, die hineinlaufen, geraten in Gefahr“, so die Forscherin. „Wir suchen nach sanften, aber wirksamen Methoden, die Tiere von den Schienen fernhalten – und Geräuschen, die speziell an ihre Instinkte angepasst sind.“

Internationale Kooperation

Das Forschungsprojekt wird von Bane NOR und der norwegischen Eisenbahndirektion finanziert. Beteiligt sind unter anderem Cargonet, Mantena sowie Wissenschaftler von Ruralis, NIBIO, der Norwegischen Universität für Biowissenschaften (NMBU), der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften (SLU) und EnviroPlanning.

Derzeit läuft der Testbetrieb mit Güterzügen von CargoNet und Bane NOR. In Zukunft soll das System auch in Personenzügen erprobt werden.

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