Alarmierende Zahlen
CO2-Emissionen aus globalem Flugverkehr 50 % höher als offiziell angegeben
Eine norwegische Studie, in der fast 40 Millionen Flüge aus dem Jahr 2019 analysiert wurden, kommt zu einem alarmierenden Ergebnis. Demnach sind die weltweiten CO2-Emissionen aus dem Luftverkehr rund 50 Prozent höher als offiziell an die Vereinten Nationen gemeldet.
Zum ersten Mal haben Forscher mithilfe von Big Data die Treibhausgasemissionen des Flugverkehrs für 197 Länder berechnet. Und mit 911 Millionen Tonnen lagen die Gesamtemissionen 2019 global rund 50 Prozent über jenen 604 Millionen Tonnen, die bei der UN in den Büchern stehen.
Hintergrund: Bei der Unterzeichnung des Rahmenabkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC) im Jahr 1992 wurden die Länder mit hohem Volkseinkommen verpflichtet, ihre luftverkehrsbedingten Emissionen zu melden.
155 Länder mit mittlerem und niedrigerem Volkseinkommen, darunter China und Indien, gingen jedoch als nicht meldepflichtig aus dem Verfahren hervor. Dies ist insofern von Bedeutung, da sich das UNFCCC bei den Verhandlungen über länderspezifische Emissionssenkungen eigentlich auf genau solche Berichte stützt.
Das System ist also vage, und jetzt kommt die Quittung. „Unsere Arbeit füllt die Lücken in der Berichterstattung, sodass diese Informationen in die Politik einfließen und hoffentlich zukünftige Verhandlungen verbessern können“, teilte Jan Klenner von der Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität Norwegens (NTNU) dazu mit.
China liegt mit seinen Flug-Emissionen nur knapp hinter Spitzenreiter USA
Er ist Forscher an der Fakultät für Ingenieurwissenschaften und Erstautor der Studie, die gewaltiges Streitpotenzial beinhaltet. Veröffentlicht wurde sie kürzlich in der Zeitschrift Environmental Research Letters. Hier der Link.
Das Pfund der Untersuchung: Errechnet wurde, dass China, das seine Emissionen aus dem Luftverkehr für 2019 nicht gemeldet hat, in Bezug auf die Gesamtemissionen aus dem Luftverkehr nur knapp hinter dem offiziellen Spitzenreiter, den Vereinigten Staaten, lag.
„Jetzt haben wir zum Glück ein viel klareres Bild von den Emissionen des Luftverkehrs in den einzelnen Ländern, einschließlich der bisher nicht gemeldeten Emissionen, was uns Aufschluss darüber gibt, wie dort reduziert werden muss“, sagt Helene Muri, Co-Autorin der Studie.
“Wirtschaftlicher Wohlstand führt zu mehr Luftverkehrsaktivitäten“
Interessant bzw. vielsagend sind aber auch andere Aussagen, die aus der Untersuchung hervorgehen. „Als wir uns ansahen, wie die Emissionen pro Kopf verteilt sind, konnten wir feststellen, dass wirtschaftlicher Wohlstand zu mehr Luftverkehrsaktivitäten führt“, fasst Klenner zusammen.
Nach dieser Analyse liegt das wohlhabende Norwegen mit einer Bevölkerung von nur 5,5 Millionen Einwohnern bei den Pro-Kopf-Emissionen im Inland an dritter Stelle hinter den USA und Australien.
Hinzu kommen die geografischen Gegebenheiten Norwegens, das ja ein langes und schmales Land mit vielen Bergen und einem dünn besiedelten Norden ist. Auch dies könnte nach Ansicht der Autoren zu der hohen inländischen Flugbelastung führen.
„Die Pro-Kopf-Emissionen in Norwegen waren unglaublich hoch. Mit diesem Datensatz können wir bestätigen, dass wir aus norwegischer Sicht noch viel zu tun haben, um unsere Flug-Emissionen zu senken“, fasst Co-Autorin Muri zusammen.