Ist das Kreuzfahrtunternehmen in seiner Existenz bedroht?
Cyberpiraten kapern Hurtigruten
Das norwegische Kreuzfahrtunternehmen Hurtigruten gab am Montag bekannt, dass es von einer groß angelegten Cyberattacke betroffen ist, bei der es sich offenbar um sog. Ransomware handelte, auch Erpressungstrojaner genannt, der Unternehmensdaten verschlüsselt und sie erst freigibt, wenn Lösegeld gezahlt wurde.
„Es ist ein ernster Angriff“, sagte der Chief Digital Officer des Unternehmens, Ole-Marius Moe-Helgesen, in einer Erklärung. „Die gesamte weltweite digitale Infrastruktur von Hurtigruten scheint betroffen zu sein.“
Das Unternehmen teilte mit, es habe die zuständigen Behörden alarmiert, als der Angriff in der Nacht von Sonntag auf Montag entdeckt wurde. „Bei dem Angriff scheint es sich um eine sogenannte Ransomware zu handeln“, so Hurtigruten weiter.
Ransomware ist eine bösartige Software, die die Daten des Ziels verschlüsselt und den Besitzer aus dem eigenen System aussperrt. Gegen eine Erpressungsgeldzahlung kommt das Opfer wieder an seine Daten.
Um den Schaden zu begrenzen, habe das Unternehmen „umfassende Maßnahmen“ ergriffen. Nach Angaben von Unternehmenssprecher Oeystein Knoph versuchte Hurtigruten, „den bestmöglichen Überblick über die Tragweite der Situation“ zu bekommen.
Der Angriff kommt zu einem Zeitpunkt, an dem das Unternehmen mit den durch die Coronavirus-Pandemie verursachten Verlusten zu kämpfen hat. Wie die meisten Kreuzfahrtunternehmen, befindet sich auch Hurtigruten in privater Hand. So eine Attacke kann ein privates Unternehmen das Leben kosten, wenn es sich ohnehin schon in der Verlustzone befindet.
Hurtigruten versuchte im Juni, seine Kreuzfahrtschiffe wieder in Betrieb zu nehmen, setzte sie aber im September bis zum Ende des Jahres wieder aus, nachdem sich Dutzende von Besatzungsmitgliedern und Passagieren mit dem Virus infiziert hatten.
Laut dem Weltverband der Kreuzfahrtindustrie, der Cruise Lines International Association (CLIA), hat die europäische Kreuzfahrtbranche einen Umsatz von 14,5 Milliarden Euro pro Jahr und beschäftigt fast 53.000 Menschen.
Die CLIA schätzt, dass der Schaden, der der Branche durch coronavirusbedingte Ausfälle entsteht, sie bis zu 25,5 Milliarden Euro an Einnahmen kosten könnte.
Norwegen wurde im Jahr 2020 bereits Zielscheibe von Angriffen seitens Cyberkrimineller. Am 1. September gab das norwegische Parlament bekannt, dass es in der vorangegangenen Woche einen Cyberangriff erlitten hatte und die E-Mail-Konten einer Reihe von Parlamentariern und Mitarbeitern gehackt worden waren. Das Land machte Russland für den Cyberangriff verantwortlich, was von Russland bestritten wurde.
ap