Unkonventionelle Rettung im Naturpark Langedrag
Norwegen: Der rührend-wundersame Lebensweg von Elchkalb Olav – das bei den Menschen schlief
Schöne Geschichte aus Norwegen, wo im Naturpark Langedrag in Tunhovd – ziemlich in der Mitte zwischen Bergen und Oslo – ein Elchkalb mit vordergründig wenig artgerechten, aber scheinbar sehr effektiven Maßnahmen an die freie Wildbahn gewöhnt wird.
Bilder 1 bis 4: Naturpark Langedrag
In einer Pressemeldung von dieser Woche wird die rührend-wundersame Lebensgeschichte von „Olav“ im Detail geschildert, dass einem regelrecht warm ums Herz wird. Im Folgenden der Text als freie Übersetzung…
Neues aus dem Naturpark Langedrag: Im Juli erhielten wir den Anruf eines Bauern, der ein dünnes Elchkalb beobachtet hatte, das mit seiner Ziegenherde auf der Golsfjellet-Alm unweit des Tisleiafjorden-Sees umhergraste.
Das Kalb folgte der Herde und hielt sich immer in der Nähe der Ziegen auf. Besonders dann, wenn Kraftfutter auf dem Speiseplan stand. Eine Elchkuh konnte trotz intensiver Suche nicht gefunden werden, auch kein Kadaver. Es war klar: Das Elchkalb musste allein durch sein junges Leben.
Olav erreichte nicht im Ansatz die nötigen zwei Kilogramm Gewichtszunahme pro Tag
Also entschloss sich der Bauer, das von ihm „Olav“ getaufte Jungtier für eine Weile aufzunehmen und aufzupäppeln, was sich allerdings als recht schwierig erwies. Denn was Ziegen zum Leben reicht, ist für Elche vor allem in den ersten Monaten nur eine Vorspeise – wenn überhaupt.
Was Olav im ersten Sommer seines Lebens fehlte, war die nahrhafte Muttermilch, sodass er in den vier Monaten unter Ziegen noch nicht einmal im Ansatz die notwendigen zwei Kilogramm pro Tag zunahm. Im Gegenteil, er wuchs kaum noch und wurde allmählich schwach.
Also wandte sich der Bauer an den Langedrag Naturpark in der Hoffnung, dass man Olav hier eine realistische Überlebenschance würde geben können. Anfang August wurde er bei uns aufgenommen und von Lehrling Andreas (Foto) auf Anhieb bestens versorgt.
Während der Eingewöhnung schliefen er und Olav wochenlang Seite an Seite, was man im Nachhinein wohl als Beginn für das große Vertrauensverhältnis zwischen Olav und Andreas, aber auch zu anderen Menschen, beschreiben kann.
“Es ist gut für Olav, Menschen zu treffen – er wird dadurch immer selbstbewusster“
Die beiden sind jedenfalls allerbeste Freunde geworden, gehen gemeinsam in den Bergen rund um Langedrag wandern. Und Olav kommt auch mit ins Naturpark-Büro, wo er für die Besucher inzwischen zu einer Art Berühmtheit geworden ist.
„Es ist einfach gut für Olav, Menschen zu treffen, er wird durch den Kontakt immer selbstbewusster“, schildert Andreas das positive Ergebnis der insgesamt völlig ungewöhnlichen Lebensumstände des Elchs, der sich inzwischen auch körperlich gut entwickelt hat.
Nach überstandener Eingewöhnung lebt Olav jetzt im Gehege zusammen mit den anderen Elchen und genießt beides – das Zusammensein mit Tieren und Menschen. Jeden Tag haben die Gäste die Möglichkeit, ihn zu begrüßen. Und irgendwann wird Olav der König des Waldes in Langedrag sein.
Hintergrund: Der Naturpark Langedrag ist ganzjährig für Übernachtungen und Tagesbesuche geöffnet. Er ist die Heimat von rund 350 Tieren, die sich auf 25 verschiedene Arten verteilen. Zu einem Erlebnis wird der Park auch durch seine wunderbare Lage in den Bergen zwischen Hallingdal und Numedal.