Weitreichende Wanderungen trotz Behinderung
Dreibeiniger Luchs in Norwegen gesichtet – Wildkameras dokumentieren sein Überleben
Ein außergewöhnlicher Luchs sorgt für Aufsehen in Norwegen: Mehrere Wildkameras des Norwegischen Instituts für Naturforschung (NINA) haben einen Luchs dokumentiert, dem der untere Teil seines rechten Vorderbeins fehlt. Trotz dieser schweren Verletzung scheint das Tier gut zurechtzukommen.
Weitreichende Wanderungen trotz Behinderung
Erstmals wurde der dreibeinige Luchs am 17. Juli 2024 von einer Wildkamera nordöstlich von Moss in der Gemeinde Våler fotografiert. Weitere Aufnahmen folgten am 16. November in der Gemeinde Vestby sowie am 29. November und 4. Dezember erneut in Våler. Die Distanz zwischen den Kameras zeigt, dass der Luchs in nur drei Etappen über 200 Kilometer zurückgelegt hat – eine beachtliche Leistung für ein Tier mit einer solchen Behinderung.
Experten überrascht von seiner guten Verfassung
Trotz der fehlenden Pfote macht der Luchs einen vitalen Eindruck. John Odden, Leiter des Scandcam-Projekts bei NINA, ist erstaunt über die Anpassungsfähigkeit des Raubtiers:
„Wir wissen nicht genau, wie er sein Bein verloren hat – es könnte eine Schussverletzung sein, ein Unfall oder ein Zwischenfall, bei dem er sich festgeklemmt hat. Dennoch zeigt er beeindruckende Überlebensfähigkeit.“
Wildkameras im Rahmen des Scandcam-Projekts erfassen regelmäßig große Raubtiere in Norwegen, um deren Verhalten und Verbreitung zu untersuchen.
Überleben mit drei Beinen – keine Seltenheit in der Wildnis
Analysen des Fleckenmusters auf seinem Fell lassen vermuten, dass der Luchs bis mindestens Frühjahr 2024 noch alle vier Beine hatte. Seit mindestens fünf Monaten lebt er nun mit seiner Verletzung.
„Wir wissen, dass viele Wildtiere mit schweren Verletzungen überleben können. Es gibt Beispiele von Vielfraßen und Hirschen, die mit drei Beinen über Jahre hinweg lebten und sogar Nachwuchs hatten. Beim Luchs ist es jedoch besonders bemerkenswert, da er als Sprintjäger auf seine Vorderbeine angewiesen ist, um Beute zu fangen“, erklärt Odden.
Wildkameras liefern wertvolle Daten zur Tierwelt
Interessierte können die Aufnahmen von Wildtieren, die an den NINA-Wildkameras vorbeiziehen, unter viltkamera.nina.no einsehen.
Das Scandcam-Projekt erfasst seit 2010 systematisch Daten über Luchspopulationen in Norwegen. Insbesondere Sichtungen von Luchsweibchen mit Nachwuchs fließen in das jährliche Monitoring von Familiengruppen ein, das von Rovdata organisiert wird. Seit 2021 unterstützt das Projekt zudem die Überwachung von Wildschweinbeständen.
„Unser großes Netzwerk an Wildkameras hilft uns, Veränderungen in der Tierwelt zu dokumentieren – gerade in einer Zeit, in der der Klimawandel und der Verlust von Lebensräumen die Natur nachhaltig beeinflussen“, so Odden abschließend.
Unser Geographie-Quiz: Norwegen und seine Landschaft