Elektroautos dominieren fast vollständig den norwegischen Neuwagenmarkt

Vielleicht hat ein vorsichtiger wirtschaftlicher Optimismus dazu beigetragen, dass sich in Norwegen mehr Menschen ein neues Auto zugelegt haben. Die Neuwagenverkäufe hatten im September im Vergleich zum Vorjahresmonat einen starken Anstieg verzeichnet.

Aber auch eine große Ladung Teslas, von denen viele schon vor längerer Zeit bestellt wurden, hat eindeutig zum Anstieg der Zulassungszahlen im im ersten Herbstmonat beigetragen. – Und ja, Elektroautos dominieren mittlerweile fast vollständig den norwegischen Neuwagenmarkt.

Der September endete erstmals mit 12.966 neu zugelassenen Personenkraftwagen. Das sind 25,4 Prozent mehr als im gleichen Monat des Vorjahres. Allerdings auf Jahr gerechnet, sind bisher „nur“ 91.798 Pkw neu zugelassen worden, das sind fast vier Prozent weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Das meldet der Informationsrat für den Straßenverkehr (OFV) in Norwegen.

Licht am Ende des Tunnels

Die Neuwagenverkäufe im Jahr 2024 waren bisher von starken Schwankungen und relativ niedrigen Verkaufszahlen geprägt. Doch jetzt steheh alle Anzeichen auf wirtschaftlichen Aufschwung, der mehr Menschen in die Autohäuser locken könnte.

„Obwohl die Septemberzahlen in diesem Jahr deutlich über denen von 2023 liegen, darf nicht vergessen werden, dass die Neuzulassungen im vergangenen Jahr im Vergleich zu den Rekordjahren zuvor sehr niedrig waren“, sagt Øyvind Solberg Thorsen, Direktor des norwegischen Straßenverkehrsinformationszentrums (OFV).

Für die Automobilindustrie könnte der September ein positives Zeichen sein, da die Verkaufszahlen ein eher normales Niveau für diesen Monat erreichen. Thorsen sieht zudem vorsichtige Signale für eine bevorstehende Zinssenkung, die in Zukunft mehr Menschen dazu bewegen könnte, den Kauf eines Neuwagens in Betracht zu ziehen.

Er weist jedoch darauf hin, dass der Anstieg der Zulassungszahlen im September größtenteils auf Verträge zurückzuführen ist, die bereits vor dem Sommer abgeschlossen wurden. Viele dieser Fahrzeuge seien nun im Land eingetroffen, zugelassen und an die wartenden Kunden ausgeliefert worden.

Norwegen bricht erneut Elektroauto-Rekord

Im weltweiten Vergleich ist Norwegen zwar ein kleines Land, was den Neuwagenverkauf angeht, doch bei Elektroautos setzt es weiterhin Maßstäbe. Im August erreichte der Anteil der Elektroautos an den Neuwagenverkäufen ein Rekordhoch von 94 Prozent, im September wurde dieser Rekord mit 96,4 Prozent nochmals übertroffen.

Diese beeindruckenden Zahlen sind das Ergebnis politisch gesetzter Anreize und weiterer Vorteile, die den Kauf von Elektrofahrzeugen fördern.

Trotz der Einführung der Mehrwertsteuer auf Elektroautos, die mehr als eine halbe Million Kronen kosten (rund 42.000 Euro), und Änderungen bei der Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln und Mautstellen für Elektrofahrzeuge, bleiben diese nahezu konkurrenzlos im Handel. Elektroautos dominieren mittlerweile fast vollständig den norwegischen Neuwagenmarkt.

Ziel 2025 rückt in greifbare Nähe

„Wir haben die Aufforderung der Behörden, auf Elektroautos statt auf Diesel- und Benzinfahrzeuge zu setzen, ernst genommen“, sagt Øyvind Solberg Thorsen. Mit einem Elektroautoanteil von über 96 Prozent bei den Neuwagenverkäufen im September scheint das politische Ziel für 2025 greifbar nah. Ab dem 1. Januar sollen nur noch emissionsfreie Neuwagen zugelassen werden.

„Die Entwicklungen in den kommenden drei Monaten werden spannend zu beobachten sein. Dennoch sollte man nicht vergessen, dass der Elektroautoanteil im bisherigen Jahresverlauf bei 88 Prozent liegt – es gibt also immer noch eine beachtliche Anzahl von Menschen, die auf alternativen zum Elektroantrieben setzen“, betont Thorsen.

Ein Blick auf die Top-Modelle im September zeigt, dass das Preisniveau vieler Neuwagenkäufer moderat bleibt. Die meistverkauften Modelle liegen preislich bei rund einer halben Million Kronen und stammen von bekannten Marken, die in Norwegen fest etabliert sind.

Während Tesla im September an die Spitze der Zulassungsstatistik rückte, zeigt der bisherige Jahresverlauf, dass chinesische Hersteller weiterhin Marktanteile gewinnen.

Kein Boom bei Gebrauchtwagen

Die Zahl der Besitzumschreibungen von Gebrauchtwagen liegt in diesem Jahr bislang etwa drei Prozent unter dem Vorjahresniveau. Im September blieb die Zahl der Fahrzeugwechsel auf dem gleichen Stand wie im Jahr 2023. Bis Anfang Oktober haben rund 378.000 Autos den Besitzer gewechselt, im September waren es knapp 45.000.

„Es gibt derzeit keinen generellen Boom auf dem Gebrauchtwagenmarkt, auch wenn einige Händler vereinzelt höhere Umsätze verzeichnen“, erklärt Øyvind Solberg Thorsen.

„Die Zahlen zeigen vielmehr, dass viele Menschen ihr Auto länger behalten, anstatt es gegen einen Neuwagen oder einen anderen Gebrauchtwagen einzutauschen.“

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