Hohe Dividende und große Investitionen in Öl und Gas
Norwegischer Erdöl- und Gas-Konzern Equinor mit Rekordgewinn
Steigende Gaspreise haben dem norwegischen Staatskonzern Equinor im dritten Quartal einen bereinigten Betriebsgewinn von rund 24,5 Milliarden Euro beschert – ein Rekord für das Unternehmen.
Das ergibt ein Ergebnis von 6,8 Milliarden Euro nach Steuern. Das teilte das Unternehmen am Freitagmorgen in einer Börsenmitteilung mit.
Aus den Quartalszahlen geht hervor, dass die hohen Gaspreise zu den starken Gewinnen von Equinor beigetragen haben. Die Gasproduktion war im Vergleich zum Vorjahr um 11 Prozent gestiegen, zusätzlich zu den durch den Krieg in der Ukraine stark gestiegenen Gaspreisen.
„Equinor erzielte einen europäischen Gaspreis, der 60 Prozent über dem bereits hohen Niveau des Vorquartals lag“, heißt es in einem Bericht zu den Zahlen.
„Der Krieg Russlands in der Ukraine hat die Energiemärkte verändert, den Zugang zu Energie eingeschränkt und die Preise erhöht. Nichtsdestotrotz liefert Equinor weiterhin eine stabile und hohe Produktion, mit Gasmengen vom norwegischen Kontinentalschelf auf Rekordniveau“, sagte Equinor CEO Anders Opedal.
Das Unternehmen verspricht nun, 20 Prozent seiner Investitionen für erneuerbare Energien auszugeben. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass 80 Prozent weiterhin in das traditionelle Öl- und Gas-Geschäft aufgewendet werden. Das klingt nicht nach einer „grünen“ Energiewende in Norwegen.
Immerhin: Im Jahr 2020 gab Equinor 4 Prozent seiner Investitionen für erneuerbare Energien aus. Bis 2030 sollen 50 Prozent der Investitionen in Erneuerbare fließen.
Was macht Equinor mit den Gewinnen?
Die Vergangenen Monate haben dem börsennotierten Unternehmen einen Rekordgewinn nach dem anderen beschert:
-
3. Quartal ’22: 24,5 Mrd. Euro
-
2. Quartal ’22: 17,8 Mrd. Euro
-
1. Quartal ’22: 18,1 Mrd. Euro
-
4. Quartal des Vorjahres: 15,1 18,1 Mrd. Euro
Kyrre Knudsen, Chefökonom der SR-Bank, beantwortete gegenüber dem norwegischen Rundfunk, wofür Equinor das Geld ausgeben werde:
„Sie waren bisher vorsichtig, wenn es darum ging, ihre Ambitionen im Bereich Öl und Gas zu steigern. Sie geben viel im Zusammenhang mit der grünen Wende aus, aber in erster Linie bringt dies viel Geld in die Kassen von Equinor. Damit sie Schulden abbezahlen, Geld zur Seite legen und zusätzliche Dividenden zahlen können.“
„Wir brauchen Investitionen in Öl und Gas, wissen aber auch, dass die Welt in Zukunft weniger davon brauchen wird. Daher müssen wir das Gleichgewicht finden, bei dem wir die Investitionen in erneuerbare Energien erhöhen, aber Öl- und Gasinvestitionen beibehalten“, sagt Equinor-Chef Opedal zum Abschneiden seines Unternehmens.
Die Kommentatorin von Stavanger Aftenblad, Hilde Øvrebekk, schreibt, dass das beste Equinor-Ergebnis aller Zeiten vor einem düsteren Hintergrund stehe und dass es ohne Putins Energiekrieg nicht annähernd so gut gewesen wäre.
„Jetzt verspricht Equinor, dieses Jahr 20 Prozent seiner Investitionen für erneuerbare Energien auszugeben, aber es bleiben noch 80 Prozent übrig. Das Geld wird für Investitionen in Öl und Gas verwendet“, so Øvrebekk mit ihrer kritischen Einschätzung.