Ernegieversorger kämpft gegen Stromausfälle – Ist das Netz veraltet?

In Norwegen kam es in den vergangenen Tagen zu mehreren Stromausfällen wegen Schneestürmen und Erdrutschen. Tausende Stromkunden saßen im Dunkeln und Kalten. Doch ist ein Stromnetz ganz ohne Ausfälle überhaupt möglich? Utopie, sagt Arva.

Der Netzbetreiber aus Nordnorwegen wehrt sich gegen Vorwürfe, zu wenig gegen Stromausfälle zu tun, und verweist auf millionenschwere Investitionen und laufende Modernisierungen. Komplett störungsfrei wird es dennoch nie sein – vor allem nicht in einem rauen Klima wie dem in Troms und Nordland in Nordnorwegen.

„Wir nehmen die Sorgen ernst“

Arva-Chefin Eirin Kjølstad zeigt Verständnis für die Frustration vieler Kunden, insbesondere in abgelegenen Regionen wie Sjursnes, Ringvassøya oder Træna, wo es zuletzt häufiger zu Stromausfällen kam. Dennoch widerspricht sie pauschalen Vorwürfen, das Netz sei veraltet und instabil.

„Dass Teile des Netzes älter sind, stimmt. Aber alt heißt nicht automatisch schlecht“, sagt Kjølstad. Auch neue Leitungen seien nicht unverwundbar, wie der Erdrutsch am Ullsfjord zeige, der trotz moderner Masten aus dem Jahr 2020 mehrere Tage Stromausfall in Sjursnes verursachte.

Sturm, Regen, Erdrutsch – das Wetter wird zum Risiko

Das immer extremere Wetter infolge des Klimawandels stellt Arva vor zusätzliche Herausforderungen. „Wir können viel, aber das Wetter nicht kontrollieren“, sagt Kjølstad. Regen, Wind und Erdrutsche setzen der Infrastruktur zu – und erschweren gleichzeitig Reparatureinsätze.

Wenn möglich, bemüht sich Arva darum, Technikteams auf Basis von Wetterprognosen strategisch zu positionieren, damit ein möglicher Reparatureinsatz auf kurzen Wegen passiereen kann. Die Vorhersagegenauigkeit bleibt aber ein Unsicherheitsfaktor.

Wenn der Sturm mehrere Orte trifft, muss der Stromversorger priorisieren

Kommt es zu großflächigen Ausfällen, setzt Arva klare Prioritäten: Zuerst versorgt werden kritische Infrastrukturen, viele Haushalte, Krankenhäuser, Industrie und Landwirtschaft. Ferienhütten und entlegene Einzelhaushalte müssen mit längeren Ausfällen rechnen.

Stromausfälle sind für alle teuer

Für Arva sind Stromausfälle nicht nur ein Imageproblem, sondern auch teuer. 133 Millionen NOK (rund 11,7 Mio EUR) kosteten Ausfälle das Unternehmen im vergangenen Jahr – weniger als die Hälfte für Reparaturen, der Rest sind Strafzahlungen an die Regulierungsbehörde für nicht gelieferte Energie.

„Aber egal, wie hoch der Preis ist – wir schicken unsere Leute bei Extremwetter nicht raus. Die Sicherheit geht vor“, stellt Kjølstad klar.

Warum nicht einfach alles neu bauen?

Der Wunsch vieler Kunden nach einem robusteren Netz ist nachvollziehbar – aber wirtschaftlich kaum umsetzbar, meint Kjølstad.

„In den letzten zwei Jahren haben wir fast 1,4 Milliarden NOK investiert. Doch ein Netz, das jedem Sturm trotzt, würde die Netzentgelte explodieren lassen“, sagt Kjølstad.

Da Stromleitungen über die Netzmiete von allen Nutzern finanziert werden, müsse Arva sorgfältig abwägen, wann welche Leitung erneuert wird – „nicht zu früh, nicht zu spät“. Regelmäßige Wartung, Monitoring und schnelle Reparaturbereitschaft sind daher entscheidend.

Neue Technologien gegen alte Probleme

Arva setzt verstärkt auf Innovationen: etwa Batteriespeicher auf Senja oder die sogenannte AUS-Methode, bei der Wartungen unter Spannung durchgeführt werden – also ohne dass Kunden vom Netz getrennt werden müssen. Zusätzlich plant Arva gezielte Maßnahmen an besonders wetteranfälligen Stellen im Versorgungsgebiet.

„Die Versorgungssicherheit steht für uns jeden Tag auf der Agenda“, betont Kjølstad. „Wir arbeiten kontinuierlich daran, unser Netz robuster zu machen.“

Wir wissen jedenfalls jetzt schon, egal wie dick der Strommast ist, er wird bei Extremwetter immer umkippen.

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