Anpassung der Fahrweise erforderlich
Fahrer von Elektroautos verursachen im Winter mehr Unfälle als jene von Verbrennern
Die Einführung moderner Elektroautos bringt viele Vorteile, jedoch auch neue Herausforderungen mit sich – insbesondere im Winter. Durch ihr hohes Gewicht und die beeindruckende Beschleunigung kommt es häufiger zu Unfällen als bei herkömmlichen Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor.
Das Problem: Schwer und schnell
„Das Gewicht von Fahrzeugen nimmt kontinuierlich zu, doch bei Elektroautos hat sich dieser Trend durch die massiven Batterien weiter beschleunigt“, erklärt Bjarne Aani Rysstad von der Versicherungsgesellschaft Gjensidige gegenüber Dagbladet.no.
Mit Batterien, die oft 400 bis 500 Kilogramm wiegen, haben Elektroautos nicht nur einen erhöhten Stromverbrauch, sondern auch längere Bremswege auf glatten Straßen.
Daten des letzten Winters zeigen, dass Elektroautos neun Prozent häufiger in Unfälle verwickelt waren.
„Die Ursache liegt klar im höheren Gewicht, das durch größere Batterien entsteht“, so Rysstad weiter. „Auf trockenen Sommerstraßen gibt es solche Unterschiede hingegen nicht.“
Die Herausforderung: Unglaubliche Beschleunigung
Neben dem Gewicht ist auch die Beschleunigung ein Risikofaktor. Elektroautos liefern ihre gesamte Leistung sofort. Im Gegensatz zu einem Verbrenner, bei dem das Drehmoment langsam aufgebaut wird, setzt ein Elektrofahrzeug jede verfügbare Pferdestärke direkt um.
So schafft es der Tesla Model S Plaid in nur 2,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Selbst kleinere und erschwinglichere Modelle wie der Volvo EX30 erreichen 100 km/h in 3,6 Sekunden – schneller als ein Porsche 911, so die norwegische Zeitung.
Diese Leistung kann besonders auf rutschigen Winterstraßen gefährlich werden. Rysstad empfiehlt, „größeren Abstand zu halten, um Unfälle zu vermeiden.“
Wird die Versichung deshalb für Elektroautos teuerer?
Auch bei den Reparaturkosten machen sich die technologischen Eigenschaften moderner Elektroautos bemerkbar.
„Schon kleine Schäden können teuer werden, da viele Sensoren, Kameras und Radargeräte betroffen sind“, sagt Rysstad.
Ein defekter Scheinwerfer könne bis zu 70.000 NOK kosten (umgrechnet ca. 6.000 Euro). Zwar sind die Versicherungsprämien für Elektroautos in Norwegen bisher nicht deutlich höher, aber Rysstad warnt: „Langfristig könnten die höheren Reparaturkosten die Preise beeinflussen.“
Die Prämien müssen jedoch nicht steigen, wenn Autofahrer sich auf das ungewohnte Fahrverhalten von Elektroautos im Winter einstellen und ihre Fahrweise entsprechend anpassen. Abstand halten, Rücksichtnahme im Verkehr und vorausschauendes Fahren könnten schon Abhilfe schaffen.
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