Bemerkenswerte Studie
Norwegen: Forscher sehen keine dauerhaft eingeschränkte Hirnleistung durch Long Covid
Ein Forscherteam des Akershus Universitätskrankenhauses (Ahus) und der Universität Oslo hat untersucht, ob Anzeichen von Long Covid – also anhaltende Symptome einer Corona-Erkrankung – langfristige Schädigungen im Gehirn verursachen.
Insgesamt wurden 466 junge Menschen im Alter von 12 bis 25 Jahren im Abstand von sechs Monaten getestet. Die überwiegende Zahl der Getesteten hatte sich zuvor mit Covid-19 infiziert, während 85 Nichtinfizierte zu einer Kontrollgruppe gehörten.
Das durchschlagende Ergebnis: Diejenigen mit anhaltenden postinfektiösen Symptomen schnitten in den Tests mit Blick auf die Gehirnfunktion genauso gut ab wie Nichtinfizierte. Es gibt also belastbare Hinweise, dass diesbezügliche Sorgen in der Langzeitperspektive unbegründet sind.
Bei der Hälfte der Teilnehmenden traten anhaltende postinfektiöse Symptome auf. Sie hatten und haben mit Konzentrationsschwierigkeiten, schlechterem Schlafverhalten, Schmerzen und einer selbstempfunden schlechteren Gedächtnisleistung zu kämpfen.
„Sie machten die Erfahrung, dass sie ein schlechteres Gedächtnis hatten und unter einer Art Gehirnnebel litten“, sagt Forschungsleiter Vegard B.B. Wyller, Arzt an der Klinik für Kinder und Jugendliche am Ahus und Professor am Institut für klinische Medizin der Universität Oslo.
Die Teilnehmer wurden mehreren Tests unterzogen. Sie wurden von Ärzten untersucht und nahmen an neurokognitiven Tests teil, bei denen Gedächtnis, Konzentration, Problemlösungsvermögen, Sprache und motorische Fähigkeiten gemessen wurden.
“Das zeigt, dass diese Symptome in der Allgemeinbevölkerung sehr verbreitet sind“
Ferner untersuchten die Forscher ihr Blut, um nach Anzeichen von Hirnschäden zu suchen. Die Teilnehmer beantworteten auch Fragebögen zu ihrem Gesundheitszustand. Dabei beschrieb die Hälfte von ihnen Symptome, die mit offiziellen Long Covid-Definitionen (WHO) übereinstimmen.
Aber: Teilnehmer, die über Long Covid-Symptome klagten, schnitten bei Tests zu Gedächtnis, Konzentration und Schlaf ähnlich ab wie diejenigen, die nicht unter Long Covid litten.
„Sie machten die Erfahrung, dass sie leicht vergaßen und unter Gehirnnebel litten, aber als wir sie testeten, waren sie genauso leistungsfähig wie die anderen“, klärt Wyller laut ScienceNorway auf.
„Das zeigt uns, dass diese Symptome schlicht und ergreifend in der Allgemeinbevölkerung sehr verbreitet sind. Und es zeigt, dass die Long Covid-Definition der Weltgesundheitsorganisation ziemlich nutzlos ist“, fuhr er fort.
„Als die Pandemie ausbrach, wussten wir nicht wirklich, was dieses Virus war, und viele hatten Angst. Aber unsere Studie zeigt, dass die Gehirne der Menschen, die wir getestet haben, völlig in Ordnung sind“, gab Wyller zu Protokoll.
Wahrscheinlich werden international weitere und vor allem stichprobenstärkere Studien nötig sein, um den Befund aus Norwegen ultimativ zu bestätigen. Dennoch klingt beruhigend, was die Forscher herausgefunden haben.