Energiepreise drücken auf die heimische Produktion
Norwegen: Hohe Strompreise könnten zu teureren Lebensmitteln führen
Norwegen ist bekannt für einen hohen Lebensstandard, der auch viel kostet. Nur der Strom war bislang zum Spottpreis zu haben. Norwegen hatte zwischen den Jahren 2000 bis 20019 den niedrigsten durchschnittlichen Strompreis in ganz Europa. – Doch die Energiekostenkrise geht auch an dem energetisch unabhängigen Land nicht spurlos vorüber.
Der norwegische Bauernverband (Norges Bondelag) hat erklärt, dass die Lebensmittelgeschäfte die Preise anheben müssten, um zu verhindern, dass die Erzeuger von den steigenden Energiepreisen schwer getroffen werden.
„Die Lebensmittelgeschäfte müssen die Preise erhöhen“, sagte Bjørn Gimming, der Vorsitzende des Bauernverbands, dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk NRK.
Aufgrund der steigenden Energiepreise ist der Anbau von Gemüse in Gewächshäusern für die Landwirte sehr viel teurer geworden.
„Ich bin enttäuscht, dass die großen Lebensmittelhändler nicht bereit sind, die norwegischen Verbraucher zu fragen, ob sie die norwegische Produktion wollen und ob sie bereit sind, die zusätzlichen Kosten dafür zu tragen“, sagte Gimming.
„Sie und ich sollten uns entscheiden dürfen, teurere norwegische Lebensmittel zu kaufen, wenn wir wollen“, so der Vorsitzende des Norges Bondelag.
„Der Preis der Lebensmittel im Laden muss die Produktionskosten widerspiegeln. Wenn die Kosten steigen, sehen wir zwei Möglichkeiten: entweder die norwegische Produktion zu reduzieren oder die Kosten auf dem Markt weiter anzuheben. Es gibt keine andere Alternative“, fügte Gimming hinzu.
Handelsketten „denken zuerst an den Kunden“
Die Supermarktkette Coop teilte zu diesem Thema mit, dass es sehr schade wäre, wenn die Produzenten aufgrund der außerordentlichen aktuellen Situation, in der wir uns gerade befinden, die Kunden in die Verantwortung nähmen, schreibt NRK.
Gleichzeitig weist Coop darauf hin, dass die Strompreise auch die Haushalte treffen – also diejenigen, die die teureren norwegischen Produkte kaufen sollen.
„Die Hauptverantwortung von Coop besteht in diesem Zusammenhang in erster Linie darin, Waren für Miteigentümer und Kunden zu guten Preisen zu sichern“, sagt Kommunikationsleiter Harald Kristiansen gegenüber dem NRK.
Auch Harald Kristiansen ist der Meinung, ähnlich dem Bauernverband, dass Kunden auf norwegische Produkte eher verzichten werden, wenn diese teurer sind.
Kristiansen: „Ist es für Sie relevant, die Preise zu erhöhen, um norwegische Lebensmittel wettbewerbsfähig zu halten?“
„Wir müssen uns auf den Markt beziehen; Kunden werden auf norwegische Gurken verzichten, wenn die Preise stark steigen. Erhöhte Preise in den Geschäften werden die norwegischen Produktion weniger wettbewerbsfähig machen.“ Dies werde zu einem verstärkten grenzüberschreitenden Handel und zu weniger einheimischem Obst und Gemüse für die Kunden führen, sagt Kristiansen.
Coop meint, der Situation müsse zwischen dem Bauernverband und dem Staat gelöst werden – nicht durch den Handel.
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ap