Regierungsempfehlung, von zu Hause aus zu arbeiten
Kein Alkohol nach Mitternacht: Norwegens neue Maßnahmen gegen Corona
Im Norden Europas nähern sich die Menschen mit großen Schritten dem Herbst. Mit dem Näherkommen der kälteren Jahreszeit steigt auch die Angst vor der zweiten Coronavirus-Welle. Doch darauf einfach zu warten, ist nicht die Sache von Nordeuropäern. Sie ersinnen bereits jetzt Maßnahmen, um die zweite Welle zu verhindern.
Dänemark erlässt, so behutsam wie nur möglich, neue Richtlinien zum Gebrauch von Masken in öffentlichen Verkehrsmitteln, ebenso Finnland, bzw. vorerst noch nur die Stadt Turku, auch auf Empfehlungsbasis, alles freiwillig.
Norwegen ist schon wieder einen Schritt weiter. Die Regierung des Landes erlässt verbindliche Richtlinien, um der zweiten Welle vorzubeugen. Dazu gehört auch ein Ausschankverbot für Alkohol nach Mitternacht.
Gesundheitsminister Bent Høie hat am Freitagnachmittag auf einer Pressekonferenz gleich mehrere Maßnahmen präsentiert, die gegen die neuerliche Ausbreitung des Coronavirus helfen sollen. Diese Maßnahmen schrauben die Normalisierung des öffentlichen Lebens wieder stückchenweise zurück.
Das Verbot des Ausschanks von Alkohol nach Mitternacht tritt ab heute, dem 8. August, in Kraft.
Die Obergrenze von 200 Personen für die Teilnahme an Veranstaltungen wurde beibehalten. Die 1-Meter-Abstands-Regel wird in Kinos und anderen Veranstaltungen nicht gelockert. Größere Konzerte und professionelle Sportveranstaltungen können damit nicht stattfinden.
„Wir haben gesagt, dass wir die Gesellschaft schrittweise, gemeinsam und kontrolliert öffnen werden. In der letzten Zeit haben die Infektionen in der Gesellschaft zugenommen. Um die Kontrolle aufrechtzuerhalten, müssen wir daher die weitere Wiedereröffnung bremsen und neue Maßnahmen umsetzen“, sagte Høie in einer Erklärung, über die norwegische Medien, darunter auch Aftenbladet, berichteten.
In der Woche ab dem 27. Juli gab es in Norwegen 196 neue Coronavirus-Infektionen, gegenüber 94 in der Vorwoche. Die Gesundheitsbehörden des Landes aktualisieren die neuesten Zahlen in wöchentlichen Berichten.
Die Entscheidung entspreche „den Empfehlungen des norwegischen Gesundheitsdirektorats und des norwegischen Instituts für öffentliche Gesundheit“, fügte Høie hinzu.
„Wir tun dies, damit wir Kindergärten und Schulen, Pflegeheime und Arbeitsplätze offen halten können“, sagte er.
Eine weitere Beurteilung der Situation wird Anfang September von der Regierung vorgenommen werden.
Die Regierung empfiehlt auch, an zwei bis drei Tagen in der Woche von zu Hause aus zu arbeiten, um den Berufsverkehr in den öffentlichen Verkehrsmitteln zu reduzieren.
„Wir ermutigen alle, die es können, zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Arbeit und zur Schule zu gehen. Die Arbeitgeber müssen dies erleichtern, damit halb so viele Menschen öffentliche Verkehrsmittel benutzen, und staatliche und kommunale Arbeitgeber sollten mit gutem Beispiel vorangehen“, so Høie.
Eine allgemeine Empfehlung, Reisen ins Ausland zu vermeiden – auch in Länder, die vom Außenministerium aufgrund der niedrigen Infektionsraten der letzten Zeit als „grün“ eingestuft wurden – wurde bei der Informationsveranstaltung am Freitagnachmittag ebenfalls bestätigt.
Die Gesundheitsbehörden planen die Eröffnung von Covid-19-Testzentren an Grenzübergängen, Flughäfen und Häfen, und Reisende, die aus „roten“ Ländern kommen, müssen bei ihrer Ankunft in Norwegen Gesichtsmasken tragen.
Norwegen und die Gesichtsmasken
Gesichtsmasken werden auch für Personen empfohlen, die sich auf dem Weg nach Hause in Quarantäne befinden, wenn die Gefahr besteht, dass sie andere treffen.
Obwohl weitere Empfehlungen für Gesichtsmasken noch ausstehen, sagte Høie, dass die norwegische Öffentlichkeit in dieser Hinsicht bald ein Update erwarten könne.
Das norwegische Institut für öffentliche Gesundheit prüft derzeit, ob in bestimmten Situationen Gesichtsmasken empfohlen werden sollten.
„Wir warten auf eine fundierte, medizinische Beurteilung, bevor wir mit der Frage der Verwendung von Gesichtsmasken in verschiedenen Situationen fortfahren. Das norwegische Gesundheitsdirektorat und das norwegische Institut für öffentliche Gesundheit werden Kampagnen zur korrekten Verwendung durchführen und prüfen, wie wir sicherstellen können, dass Gesichtsmasken weithin verfügbar sind. Eine ausführlichere Beratung wird am 14. August erfolgen“, sagte Høie.
„Aber wir sagen heute, dass die Menschen auf bevorstehende Empfehlungen zur Verwendung von Gesichtsmasken während der Stoßzeiten in öffentlichen Verkehrsmitteln vorbereitet sein müssen“, fügte er hinzu.
ap