Medwedew beschäftigt Behörden
Norwegen: Wagner-Deserteur nach Straßenschlägerei angeklagt
Die norwegische Staatsanwaltschaft hat am Freitag bekannt gegeben, dass sie einen Mann angeklagt hat, der behauptet, aus der russischen Söldnergruppe Wagner desertiert und nach Norwegen geflohen zu sein, nachdem er nach einer Straßenschlägerei in Oslo festgenommen worden war.
Der 26-jährige Andrej Medwedew wurde in den frühen Morgenstunden des Mittwochs nach einer Schlägerei vor einer Bar in der norwegischen Hauptstadt festgenommen, heißt es in der Anklageschrift, die AFP vorliegt.
Die genauen Umstände der Schlägerei wurden nicht genannt, aber den Gerichtsdokumenten zufolge hatte sich Andrej Medwedew, der zu diesem Zeitpunkt betrunken war, der Festnahme widersetzt und dann Polizeibeamte körperlich angegriffen, als er auf dem Revier ankam. Sein Prozess wurde für den 25. April angesetzt.
Medwedew behauptet, vier Monate lang als Mitglied von Wagner in der Ukraine gekämpft zu haben, bevor er im November desertierte, als die von dem Geschäftsmann Jewgenij Prigoschin geführte paramilitärische Organisation seinen Vertrag angeblich gegen seinen Willen verlängerte.
Als potenziell wertvoller Zeuge, der Licht in die sprichwörtliche Brutalität der Gruppe in der Ukraine bringen könnte, wurde Medwedew seit seiner Ankunft in Norwegen von den norwegischen Behörden befragt.
Er behauptet insbesondere, Kenntnis von Wagners Hinrichtungen von Söldnern zu haben, die sich weigerten, in den Kampf zurückzukehren, und sagt, er habe ein Video, das dies zeigt.
Seit seiner Ankunft in Norwegen, wo er Asyl beantragt hat, bereitet er den Behörden Unannehmlichkeiten, berichtet die Nachrichtenagentur AFP.
Im Januar wurde er kurzzeitig verhaftet, weil er sich nach Angaben seines Anwalts weigerte, die von der Polizei auferlegten Beschränkungen zu befolgen.
Einige Tage später zog derselbe Anwalt, Brynjulf Risnes, seine Manadat zurück, ohne eine Erklärung abzugeben.
Viele Fragen zu Medwedews Vergangenheit und den Umständen seiner Flucht sind noch offen. Einige Experten sind der Ansicht, dass er die schwer bewachte Grenze nicht ohne Hilfe hätte überqueren können.
Er behauptet, den zugefrorenen Fluss Pasvik, der zum Teil als Grenzfluss zwischen Norwegen und Russland fungiert, überquert zu haben, während er von Kampfhunden und russischen Grenzsoldaten gejagt wurde. Die Grenzer sollen außerdem auf ihn geschossen haben.
AFP war nicht in der Lage, seine Darstellung unabhängig zu bestätigen.