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Szenarien, die es in sich haben

Klimaforscher in großer Sorge über Veränderung der Barentssee

Einem aktuellen Forschungsprojekt zufolge steht der Arktische Ozean vor massiven Umbrüchen. Demnach ist die nördlich von Norwegen gelegene Barentssee eines der Meeresgebiete, das am stärksten vom Klimawandel betroffen sein wird – und schon ist.

Barentssee Klimawandel
So oder so: Die Barentssee im Norden von Norwegen wird sich in den kommenden Jahrzehnten massiv verändern. (Foto: Nansen Legacy / Olaf Schneider, NPI)

Der nördliche Teil, der bisher fast das ganze Jahr über von Eis bedeckt ist und somit Lebensraum für Robben, Eisbären, Seevögel, arktische Fische sowie diverse Kleinstlebewesen bietet, dürfte sich schon in absehbarer Zukunft drastisch verändern.

Ein Problem: Die aktuell sichtbaren Veränderungen in der Region hängen größtenteils mit Treibhausgasemissionen aus den 1990er Jahren zusammen. Und bis 2050 rechnen die Wissenschaftler mit weiteren, noch deutlich spürbareren Effekten.

„Das System hat eine Verzögerung, was bedeutet, dass die Maßnahmen, die wir jetzt ergreifen, erst in 20 bis 30 Jahren Folgen haben werden“, erklärt Marit Reigstad, Professorin für Meeresökologie an der UiT The Arctic University of Norway.

Im Rahmen des Projekts „The Nansen Legacy“, das sich mit der Barentssee befasst, untersuchen Forscher derzeit zwei Zukunftsszenarien. Ein sehr pessimistisches, das eine globale Erwärmung von über 4 Grad Celsius bis 2100 voraussagt – und ein moderateres Szenario mit einer Erwärmung von etwa 2,5 Grad.

Bis 2050 jedoch wird es laut Marius Årthun, Forscher am Bjerknes-Zentrum für Klimaforschung und der Universität Bergen, kaum Unterschiede zwischen den Szenarien geben: „Die Veränderungen sind bereits im System verankert“, sagt er.

„Es könnte bedeuten, dass die Barentssee im Winter komplett eisfrei wird“

Besonders die nördliche Barentssee wird von den Entwicklungen betroffen sein. Die Prognosen lauten: 7 Grad wärmere Luft und 3,5 Grad höhere Wassertemperaturen. „Das ist eine Menge“, betont Årthun, „es könnte sogar bedeuten, dass die Barentssee im Winter komplett eisfrei wird.“

Årthun beschreibt die Region für diesen Fall als eher dem Norwegischen Meer ähnlich. Der Verlust der Eisdecke hätte tiefgreifende Auswirkungen. Mehr Licht würde ins Wasser eindringen, die Versauerung der Ozeane nähme zu, die gesamte Meeresökologie würde sich umstellen.

Studien zeigen, dass die Barentssee vermutlich das erste flache Meeresgebiet in der Arktis ohne Wintereis sein wird. Zusätzlich wird eine Zunahme von Phytoplankton erwartet, weil mehr Licht auf die Wasseroberfläche trifft, die sich erwärmt.

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Die Barentssee: auch geopolitisch in heikler Lage. (Darstellung: NormanEinstein, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0)

Frühere Blütezeiten des Planktons könnten den Frühling um einen Monat vorverlegen. „Der Kabeljau, den wir essen, wird in das eisfreie Gebiet ziehen und dort ein größeres Nahrungsangebot benötigenn“, sagt Årthun.

Die Forscher schätzen, dass sich die Fischbestände im Süden etwa 50 Kilometer weiter nach Nordosten verlagern werden. Das könnte die Konkurrenz unter den Fischarten verschärfen und das gesamte Nahrungsnetz durcheinanderbringen.

Langfristig dürften sich die Szenarien dann deutlich auseinanderentwickeln

Selbst das Laichgebiet des Kabeljaus dürfte sich entlang der norwegischen Küste weiter nach Norden verlagern. Langfristig dürften sich die Szenarien dann deutlich auseinanderentwickeln.

Im Worst-Case-Szenario mit einer globalen Erwärmung von 4 bis 5 Grad wäre die Lufttemperatur in der Region um 12 Grad und die Wassertemperatur um sieben Grad höher. Die Bestände des Polardorsches, der als arktische Fischart wichtig für viele andere Tiere ist, könnten um 90 Prozent zurückgehen.

„Bei einer pH-Wert-Reduzierung um eine halbe Einheit befinden wir uns weit jenseits natürlicher Kontraste, und es besteht die Sorge, dass dies die Toleranzgrenze des Ökosystems überschreiten könnte“, sagt Marit Reigstad.

Immerhin: Im moderateren Szenario sieht es etwas weniger dramatisch aus, bleibt aber in der Summe bedenklich. Die pH-Wert-Reduzierung wäre immer noch gravierend, und die Meerestemperatur würde um 4 Grad ansteigen.

Auch hier wird erwartet, dass sich Fischarten im Durchschnitt 40 Kilometer weiter nach Nordosten bewegen und die Phytoplanktonproduktion zunimmt. Die Forscher beschreiben selbst dieses Szenario laut Science Norway als weit über das bisher Beobachtete hinausgehend.

Unser Geographie-Quiz: Norwegen und seine Landschaft

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