Projekt „The Nansen Legacy“
Klimawandel in der Barentssee: Forscher schlagen Arten-Alarm
Die Barentssee ist durch ihre geografische Lage einzigartig. Der nördliche Teil ist im Winter von Eis bedeckt und bildet einen wichtigen Lebensraum für arktische Tiere wie Eisbären und Polardorsche.
Im südlichen Bereich herrschen dagegen atlantisch geprägte Bedingungen mit offenem Meer und reichen Fischvorkommen. Seit 2018 haben 300 Forscher im Projekt „The Nansen Legacy“ an der Analyse des Barentssee-Ökosystems gearbeitet.
Mithilfe von Expeditionen, Experimenten und Modellen wurde untersucht, wie Klima und menschliche Aktivitäten das sensible Gleichgewicht beeinflussen. Die Studien umfassen Daten aus den letzten 10.000 Jahren und bieten Szenarien für die Zukunft. Sehr bedenkliche Szenarien.
Konkret zeigt die Barentssee bereits eine deutliche Verschiebung hin zu einem atlantischen Klima. Während sich das Eis im Norden zurückzieht, wird der südliche Teil immer wärmer. Dies führt dazu, dass atlantische Fischarten verstärkt nach Norden vordringen, während arktische Arten unter Druck geraten.
Eine entscheidende Rolle spielen dabei die Atlantikströmung und die Atmosphäre, die Temperatur und Eisbildung beeinflussen. Stärkere Strömungen bringen wärmeres Wasser, was das Eis schmelzen lässt. Mittelfristig ist mit einem Anstieg der Meerestemperaturen um 1,5 Grad Celsius zu rechnen. Andere Modelle gehen sogar von weit mehr aus.
Zwischen 2000 und 2016 verschob sich der Beginn im Durchschnitt um zwei Tage pro Jahr
In der Folge kommt der Frühling in der Barentssee immer früher. Zwischen 2000 und 2016 verschob sich der Beginn im Durchschnitt um zwei Tage pro Jahr, was längere Vegetationsperioden mit sich bringt. Eine Veränderung, von der nicht alle Arten gleichermaßen profitieren.
Hinzu kommt: Die Eisbedeckung hat abgenommen und ist dünner geworden. Dadurch wird das Eis anfälliger für Wind und Wellen. Es driftet leichter umher. Besonders dickes Eis aus der Karasee kommt inzwischen später im Jahr an, was die Dynamik der Region laut Science Norway zusätzlich verändert.
Arten wie Quallen und Zooplankton aus südlichen Gebieten gelangen durch Meeresströmungen zunehmend in die Region. Während atlantische Fischarten vom wärmeren Klima profitieren, wird der Lebensraum für arktische Arten kleiner. Langfristig drohen sie, in Richtung des tieferen Arktischen Ozeans verdrängt zu werden.
Das Ökosystem der Barentssee zeigt beeindruckende Anpassungsfähigkeit. Dennoch ist der Druck durch steigende Temperaturen und weniger Eis enorm. Wissenschaftler warnen, dass arktische Arten langfristig massiv zurückgedrängt werden könnten.