Man kann Leidenschaft lernen
Menschen mit einer positiven Einstellung haben mehr Erfolg im Leben
Man stelle sich vor, es gibt zwei Sorten von Menschen: die einen, die morgens aufstehen und denken, das Leben sei ein großer Sack Zement, den sie den ganzen Tag herumschleppen müssen. Und die anderen – und das sind die wirklich Unheimlichen – die aufstehen und denken: „Das wird mein Tag!“ Diese Menschen, so behaupten es zumindest Wissenschaftler aus Norwegen, sind anders gebaut.
Hermundur Sigmundsson, ein Professor, der viel Zeit damit verbringt, an der Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität Norwegens Menschen zu studieren, hat festgestellt, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen dem Glauben an sich selbst und leidenschaftlichem Engagement. Diese Menschen verfügen daraus folgend über größere Willenskraft als andere.
Eine Studie mit über tausend Teilnehmern, von pubertierenden Teenagern bis hin zu Senioren (1.548 Teilnehmer im Alter von 13 bis 77 Jahren), zeigt: Wer an seinen Erfolg glaubt, hat mehr Feuer, mehr Willenskraft, mehr von allem. Die anderen – na ja, die haben die falsche Einstellung.
Sigmundsson und seine Kollegin, eine Professorin namens Monika Haga, haben die Teilnehmer in zwei Lager geteilt: die Optimisten, die glauben, sie könnten die Welt erobern, und die Pessimisten, die schon mit dem Leben abgeschlossen haben, bevor sie überhaupt anfangen. Überraschung: Die Optimisten schneiden besser ab.
Man nennt das „Growth Mindset“, auf gut Deutsch: Wachstumsglauben. Die Idee dahinter ist einfach: Wenn du glaubst, dass du etwas kannst, dann klappt es auch eher. Klingt logisch, oder? Aber Vorsicht! Das ist kein Esoterik-Gesäusel. Es geht hier nicht um Glücksbärchis und Regenbögen. Es geht um harte Zahlen, um Leidenschaft, Entschlossenheit und das kleine, aber feine „Ich-kann-das“-Gefühl.
Man kann Leidenschaft lernen
Man müsse sich nur Ziele setzen, daran glauben und durchhalten. Natürlich ist das leichter gesagt als getan. Schließlich liegt es in der menschlichen Natur, lieber auf der Couch zu sitzen und über die Unfairness des Lebens zu jammern. Aber diejenigen, die es schaffen, aus diesem Muster auszubrechen, gehören zu den Gewinnern.
„Unsere Ergebnisse können uns dabei helfen, die Zusammenhänge zwischen verschiedenen Faktoren besser zu verstehen. Diese wiederum hängen damit zusammen, wie zufrieden Menschen mit ihrem Leben sind, wie sie sich fühlen, was sie bereits erreicht haben und was sie lernen“, sagt Hermundur Sigmundsson.
Am Ende bleibt die Frage: Kann man diese Einstellung wirklich lernen? Die Wissenschaft sagt ja. Aber seien wir ehrlich: Ein bisschen schummeln hilft. Manchmal reicht es, so zu tun, als hätte man alles im Griff. Und wer weiß? Vielleicht glaubt man ja irgendwann selbst daran.
Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Acta Psychologica unter dem Titel „Passion and grit in individuals with high levels of growth mindset are different than in individuals who have low growth mindset“ veröffentlicht.