Schwarze Liste der Putin-Kollaborateure
Norwegische Unternehmen boykottieren Schokoladenhersteller Freia
Die Firma Freia wird von immer mehr norwegischen Unternehmen und Verbänden boykottiert.
Der Lebensmittelkonzern Mondelez, zu dem Freia gehört, steht auf der Schwarzen Liste der ukrainischen Anti-Korruptionsbehörden. Sie glauben, dass das Unternehmen Geld in die russischen Staatskassen einspielt.
Coop Norge bittet nun um ein dringendes Treffen mit dem norwegischen Minister für Handel und Industrie, Jan Christian Vestre. Dies geht aus einer Presseerklärung des Unternehmens hervor.
„Wir brauchen Rat und Klarheit darüber, wie die norwegischen Behörden wollen, dass wir und die norwegischen Verbraucher mit Unternehmen umgehen, die auf der Schwarzen Liste der Ukraine stehen.“
Coop fügt hinzu, dass sie den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine weder direkt noch indirekt unterstützen wollen.
„Wenn es sich in diesem speziellen Fall um einen einfachen Kompromiss gehandelt hätte, hätten wir Mondelez bereits aus dem Sortiment gebannt. In diesem Fall wissen wir, dass ein Verbot auf dem Lebensmittel- und Kioskmarkt viele norwegische Arbeitsplätze und die norwegischen Verbraucher beeinträchtigen wird, da viele Waren für einen möglicherweise längeren Zeitraum aus den Geschäften verschwinden.“
Das Ministerium für Handel, Industrie und Fischerei bestätigt gegenüber Børsen, dass das Außenministerium den Antrag von Coop folgeleisten werde.
Das Außenministerium teilt dem norwegischen Rundfunkt (NRK) mit, dass es gemeinsam mit dem Ministerium für Handel, Industrie und Fischerei einen Dialog mit norwegischen Unternehmen zu diesem Thema eröffnen werde.
Die norwegische Bahn Vy und Travel Retail Norway, die Duty-Free-Shops an Flughäfen wie Gardermoen, Flesland und Værnes betreiben, denken ebenfalls über die Zukunft von Freia in ihren Geschäften nach.
Zwei skandinavische Fluggesellschaften boykottieren Freia
Die norwegische Regionalfluggesellschaft Widerøe hat engekündigt, Produkte des Lebensmittelkonzerns Mondelez, aus dem Bordprogramm zu nehmen. Lina Lindegaard Carlsen, Pressesprecherin des Unternehmens, bestätigt dies gegenüber VG.
„Wir entfernen Freia ab heute aus unserem Bordverkauf“, schreibt Carlsen in einer Textnachricht an VG.
„Es wird aber ein paar Tage dauern, bis die Ware aus allen Flugzeugen verschwunden ist“, fügt sie hinzu.
Carlsen sagt, dass sie daran arbeiten werden, Ersatz für die Produkte zu finden, die jetzt verschwinden, und dass sie die Schwarze Liste der Ukraine überprüfen werden, um zu sehen, ob sie weitere Produkte auf der Liste finden, die problematisch sind.
SAS hat bereits bestätigt, dass sich das Unternehmen entschieden hat, die Produkte des Lebensmittelriesen Mondelez, zu dem unter anderem Freia gehört, zu entfernen.
Die Marke ist bekannt für Freia Melkesjokolade und Kvikk Lunsj sowie für viele andere Süßwaren. Mondelez ist auch Eigentümer der Schokoladenmarke Toblerone, sowie der schwedischen Marke Marabou und vieler anderer bekannter Marken.
Fußballverband schließt sich Boykott an
Bei den kommenden Länderspielen in Ullevaal gegen Schottland (17. Juni) und Zypern (20. Juni) werden keine Freia-Produkte verkauft.
Yngve Haavik, Leiter der Kommunikationsabteilung des norwegischen Fußballverbands, betont, dass Freia kein direkter Partner, sondern ein Produktlieferant sei, mit dem man nicht mehr zusammenarbeiten werde.
„Sie waren ein guter Lieferant von Qualitätsprodukten für die Kioske des NFF (Norges Fotballforbund, Anm. d. Red.). Wir können jedoch nicht die Tatsache ignorieren, dass der Eigentümer von Freia in Russland tätig ist und auf der Schwarzen Liste der Ukraine gelandet ist. Dennoch werden wir auch in Zukunft einen konstruktiven Dialog mit Freia führen“, so Haavik gegenüber NRK.
Mondelez reagiert zögerlich
„Wir sind uns bewusst, dass dies ein kontroverses Thema ist und respektieren voll und ganz, dass es unterschiedliche Meinungen zu diesem Thema gibt“, schreibt Mondelez International, der Eigentümer von Freia, an NRK.
Es sei jedoch wichtig zu betonen, dass Freia eine norwegische Marke sei, die in Rodeløkka in Oslo mit norwegischer Milch hergestellt werde. Die Produktion finde nicht in Russland statt, heißt es weiter.
Mondelez International sagt, dass sie die notwendigen Anpassungen ihrer Aktivitäten in Betracht ziehen würden.
„Unsere Eigentümergesellschaft, Mondelez International, hält sich an alle politischen Entscheidungen und Sanktionen und wird auch weiterhin die notwendigen Anpassungen unserer Geschäftstätigkeit prüfen, um sicherzustellen, dass wir diese vollständig einhalten.
„Wie viele andere Unternehmen haben wir unsere Geschäftstätigkeit in Russland in begrenztem Umfang aufrechterhalten, aber Kapitalinvestitionen und Werbung eingestellt. Wir haben den brutalen Krieg immer verurteilt. Gleichzeitig haben wir mit unseren Produkten zur Aufrechterhaltung der Lebensmittelversorgung beigetragen, da es sich dabei um langlebige Lebensmittel für die Menschen handelt“, so das Unternehmen abschließend.
Auch Procter & Gamble auf der Schwartzen Liste
Nachdem so viele norwegische Unternehmen einen Boykott von Mondelez angekündigt haben, fühlt sich Norgesgruppen, mit ihren Supermarktketten Kiwi, Meny, Joker, Spar u.a., nun in Zugzwang, zu reagieren. Man lenkt dort zudem die Aufmerksamkeit auf einen weiteren großen Marktteilnehmer, der in Russland noch Geld verdient.
Kine Søyland, Kommunikationsmanagerin bei Norgesgruppen, sagt, dass man auch mit Proctor & Gamble im Gespräch sei, das auf derselben Schwarzen Liste steht wie Mondelez. Zu diesem Unternehmen gehören Marken wie Gillette (Rasierapparate), Pantene (Shampoo) und Duracell (Batterien).
„Wir sind auch im Gespräch mit Procter & Gamble. Dies ist ein größerer Fall, als er zu Beginn war, und es ist wichtig, dass wir uns als großer Akteur Zeit nehmen und keine voreiligen Schlüsse ziehen“, sagt Søyland gegenüber VG.
„Wir nehmen gründliche, laufende Bewertungen vor. Aber dies ist ein komplexer Fall, und es ist wichtig, dass wir keine übereilten Entscheidungen treffen.“
„Es stehen mehrere Unternehmen auf der Liste, und deshalb müssen wir uns Zeit lassen. Ein Boykott könnte unschuldige Menschen treffen und viele schwerwiegende Folgen haben“, so Søyland weiter.
„Außerdem sind wir bestrebt, die von der EU beschlossenen Sanktionen einzuhalten, die auch von den norwegischen Behörden unterstützt werden, was uns ebenfalls wichtig ist.“
Eine Auswahl der Marken, die ebenfalls zu Procter & Gamble gehörem: Ariel, Braun, Duracell, Gillette, Venus, Head & Shoulders, Oral-B, Pampers, Wella, Pantene.
Auf der Schwarzen Liste der „Putin-Sponsoren“ stehen 26 westliche Firmen, darunter auch der deutsche Handelsriese Metro AG.
Trotz des Image-Schadens durch den Verbleib in Russland, will das Unternehmen an seinem Russlandgeschäft festhalten. Auf der Hauptversammlung der Aktionäre im Februar verwahrte sich die Konzernführung gegen die Kritik daran.
Der Vorstandsvorsitzende Steffen Greubel verteidigte die „nicht leicht gefallene“ Entscheidung zum Verbleib in Russland mit den Worten: „Es war die richtige Entscheidung. Nicht nur, aber auch im Interesse der Werterhaltung dieses Unternehmens für seine Aktionärinnen und Aktionäre“.
Hier der Link zur vollständigen Schwarzen Liste der mit Russland kooperierenden Unternehmen: sanctions.nazk.gov.ua.